Die größten Arbeitgeber Deutschlands sind neben dem Bund, den Ländern und Kommunen die beiden großen christlichen Kirchen. Aber wie sieht es im privaten Sektor aus? Wir haben die 10 Unternehmen mit den meisten Mitarbeitern übersichtlich gelistet. Der größte Arbeitgeber in Deutschland ist ein Konzern, den sicher fast jeder hierzulande schon einmal besucht hat.
In der Fußgängerzone befragt, tippen die meisten Passanten auf einen DAX-Riesen als Nummer eins, wenn es um den größten Arbeitgeber Deutschlands geht. Dabei liegen in Wirklichkeit zwei Unternehmen in den Top-3, die gar keine Aktien begeben. Dafür demonstrieren sie aber anschaulich, dass viele kleine Unternehmer nur richtig kooperieren müssen, um zu einer Marktmacht zu werden.
Der Arbeiter soll seine Pflicht tun, der Arbeitgeber soll mehr tun als seine Pflicht! (Freifrau Marie von Ebner-Eschenbach)
Inhalt
Wer ist der größte Arbeitgeber der Welt?
Weltweit beschäftigt der US-Handelsriese Walmart mit 2,2 Millionen die meisten Menschen, wenn es um private und halbprivate Unternehmen geht. Dahinter folgen mit China National Petroleum (1,5 Millionen Mitarbeiter) und China Post (980.000 Beschäftigte) zwei chinesische Unternehmen.
Volkswagen (VW) ist mit rund 671.000 Angestellten der größte Arbeitgeber mit Sitz in Deutschland – und findet sich im weltweiten Vergleich auf Platz 8. Allerdings ist VW damit Europameister, vor Accenture (Irland) und der Deutschen Post. Geht es nach nur hierzulande Beschäftigten schafft es VW zwar auch fast ganz nach oben. Aber eben nur fast.
Wer ist der größte Arbeitgeber in Deutschland?
An der Spitze der Top-10 und damit der größte Arbeitgeber in Deutschland ist Edeka.
1. Edeka-Verbund – 381.000 Mitarbeiter
Der größte private Arbeitgeber in Deutschland ist derzeit die Einkaufsgenossenschaft Edeka. Der Edeka-Verbund beschäftigt national etwa 381.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Edeka ist ein Zusammenschluss selbständiger Kaufleute.
Sie erreichen enorme Marktmacht dadurch, dass sie gegenüber ihren Kunden unter einer Marke auftreten und ein standardisiertes Sortiment anbieten. Dennoch kann jedes Mitglied der Genossenschaft sein Sortiment auf die spezifischen Bedürfnisse seiner Kundinnen und Kunden zuschneiden.
Gegenüber der Lebensmittelindustrie bündeln die Genossen ihre Nachfrage und treten unter dem Dach der Genossenschaft als eine einzige riesige Käuferin auf, die Konditionen durchsetzen kann, die der einzelne Kaufmann alleine niemals realisieren könnte.
Die Edeka liegt auch bei Kundenbefragungen immer weit vorne und ist bei deutschen Konsumenten sehr beliebt. Von dem Pferdefleisch-Skandal, unter dem das gute Image zeitweise doch arg litt, hat sich das Unternehmen wieder erholt.
2. Volkswagen AG – 290.000 Mitarbeiter
Der Autobauer mit Sitz in Wolfsburg hat an seinen deutschen Standorten rund 290.000 Beschäftigte und war lange Jahre auf ungebremstem Erfolgskurs. Als zweitgrößter Automobilhersteller weltweit wollte man sogar den Platzhirsch Toyota überrunden. Doch dann kamen die Mauscheleien bei der Abgasmessung bei Dieselfahrzeugen ans Tageslicht. Schnell wurde daraus der größte deutsche Compliance-Skandal nach Siemens. Der Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn, der den Konzern lange Jahre erfolgreich geführt hatte, musste zurücktreten, Millionen Dieselfahrzeuge wurden zurückgerufen.
Dass VW an den finanziellen Belastungen, die aus dem Abgasskandal resultieren, zerbricht, steht wohl nicht mehr zu befürchten. Der Spitzenplatz ist für das Unternehmen aber seither weder auf dem Arbeitsmarkt, noch auf dem Markt für Kraftfahrzeuge in Reichweite. Und jetzt müssen sich die Wolfsburger der Konkurrenz durch den Elektroautobauer Tesla stellen. Oder siegt am Ende doch das Wasserstoffauto?
3. REWE Group – 260.000 Mitarbeiter
Die Einkaufsgenossenschaft aus Köln praktiziert das gleiche Erfolgsprinzip wie Erzrivale Edeka. Für REWE arbeiten in Deutschland etwa 260.000 Frauen und Männer. Zu dem Handelsriesen gehören auch Penny oder die Toom-Baumärkte. International haben die Kölner die Nase vorn und beschäftigen international noch einmal etwa 100.000 Mitarbeiter. Außerhalb Deutschlands tritt REWE meist unter der Marke Billa auf. Der vormals österreichische Handelskonzern ist bereits 1996 übernommen worden. Mit seinen Billa-Märkten hat der REWE Konzern sich das Geschäft in Osteuropa erschlossen und ist jetzt sogar in Russland und der Ukraine tätig.
Zum Erfolg der REWE-Group, die mit einem Jahresumsatz von 62,7 Milliarden Euro (2019) größer ist als so manches DAX-Unternehmen, trägt aber auch die Touristik-Sparte bei. Hierfür haben die Rheinländer scheinbar ein besonders glückliches Händchen. Mittlerweile ist die REWE Touristik, zu der bekannte Marken wie DERTOUR, ADAC-Reisen oder Meyers Weltreisen gehören, bereits die Nummer zwei hinter der TUI AG aus Hannover.
4. Deutsche Bahn – 205.000 Mitarbeiter
Auf Platz drei der größten deutschen Arbeitgeber hat es ein Staatsbetrieb geschafft, der aber in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft geführt wird. Für die Deutsche Bahn arbeiten über 300.000 Mitarbeiter, davon in Deutschland etwa 205.000 Menschen. Die Arbeitsbedingungen bei dem Konzern können nicht so schlecht sein, wenn man bedenkt, wie unbeliebt das Unternehmen bei vielen Kunden ist.
In der öffentlichen Wahrnehmung kämpft die Deutsche Bahn regelmäßig mit einem anderen privatisierten Staatsbetrieb, der Deutschen Telekom, um die goldenen Zitrone für den schlechtesten Dienstleister der Republik. Beständig steigende Preise, die sich indirekt proportional zur Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Züge zu entwickeln scheinen, bringen das Unternehmen regelmäßig in Bedrängnis.
5. Deutsche Post – 175.000
Ein weiterer ehemaliger Staatskonzern hat sich zu einem weltweiten Logistikriesen entwickelt: Weltweit beschäftigt die Deutsche Post mit all ihren Tochterfirmen rund 550.000 Menschen. In Deutschland arbeiten derzeit etwa 175.000 Mitarbeiter für die Post.
6. Daimler – 170.000 Mitarbeiter
Daimler, der Autobauer aus Stuttgart, zählt zu den bekanntesten und renommiertesten deutschen Unternehmen überhaupt. Rund 170.000 Mitarbeiter zählt die Daimler AG. Der Mercedes-Stern ist ein globales Symbol deutscher Ingenieurskunst. Lange Zeit hatten die Autobauer aus dem Ländle auch eine blütenweiße Weste. Erste Kratzer im Lack zeigten sich, als der Konzern 2016 das wirtschaftlich erfolgreichste Jahr seiner Geschichte feierte und kurz darauf bekannt wurde, dass das Unternehmen Leiharbeiter beschäftigt. Diese wurden so schlecht bezahlt, dass sie mit Hartz IV aufstocken mussten.
Angesichts des Rekordumsatzes von 153 Milliarden Euro war das für Daimler zwar peinlich, aber nicht illegal. Mitte 2017 wurde dann aber bekannt, dass die Staatsanwaltschaft gegen Daimler ermittelt. Der Auslöser waren, genau wie bei VW, manipulierte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen. Später kam außerdem heraus, dass der Konzern gemeinsam mit VW, Audi und Porsche ein Kartell gebildet und sich über Preise abgesprochen haben soll.
Anders als VW gehört die Daimler AG aber bei Universitätsabsolventen immer noch zu den beliebtesten Arbeitgebern in Deutschland. Aber genauso wie der innerdeutsche Konkurrent aus Wolfsburg muss sich auch Daimler mit der Zukunft der Autobranche auseinandersetzen. Gelingt das nicht, sind wohl viele Arbeitsplätze in Gefahr.
7. Lidl/Kaufland – 156.000 Mitarbeiter
Auch auf dem siebten Platz unseres Top-Rankings der größten Arbeitgeber in Deutschland findet sich ein Lebensmittelkonzern. Die Schwarz-Gruppe, zu der die großen Supermarktketten Lidl und Kaufland gehören, beschäftigt in Deutschland rund 156.000 Menschen. Weltweit sind es aber aktuell schon rund 430.000. Lidl ist etwa auch in den USA aktiv. In Europa ist die Schwarz-Gruppe mit einem Umsatz jenseits der 100 Milliarden Euro sogar der größte Handelskonzern.
8. Robert Bosch GmbH – 132.700 Mitarbeiter
Der traditionsreiche Technologiekonzern Bosch hat in Deutschland rund 132.700 Mitarbeiter. Weltweit stehen knapp 400.000 Beschäftigte in den Diensten des Unternehmens mit seinen 440 Tochtergesellschaften in 60 Ländern. Der Umsatz belief sich 2019 auf 77,7 Milliarden Euro. Der Löwenanteil von 60 Prozent stammte dabei aus der Automobilsparte. Bosch ist der weltgrößte Autozulieferer.
9. Deutsche Telekom – 95.000 Mitarbeiter
Die Deutsche Telekom ist wie Post und Bahn ein ehemaliger Staatskonzern, der 1995 aus der Privatisierung entstand. Weltweit arbeiten rund 211.000 Menschen für den größten Telekomkonzern Europas. In Deutschland hat die Telekom 95.000 Beschäftigte. In den vergangenen Jahren nahm die Mitarbeiterzahl immer mehr ab. Der Umsatz belief sich im Geschäftsjahr 2019 auf 80,5 Milliarden Euro.
10. BMW – 90.000 Mitarbeiter
Mit BMW hat es ein weiterer Autobauer in die Top-10 der größten Arbeitgeber Deutschlands geschafft. Der Konzern beschäftigt in Deutschland rund 90.000 Mitarbeiter. Weltweit stehen rund 134.000 Beschäftigte auf der Lohnliste des Herstellers. 104,2 Milliarden Euro Umsatz hat BMW im Jahr 2019 erwirtschaftet. Der Konzern ist einer der 15 größten Autobauer der Welt.
Ist die Bundeswehr größter Arbeitgeber in Deutschland?
Weltweit gehören Armeen zu den größten Arbeitgebern. 3,2 Millionen Mitarbeiter soll etwa das US-amerikanische Verteidigungsministerium beschäftigen, 2,3 Millionen Menschen dienen in der Volksbefreiungsarmee Chinas. Die indischen Streitkräfte kommen auf 1,3 Millionen Beschäftigte.
Die deutschen Streitkräfte nehmen sich mit etwas mehr als 250.000 Mitarbeitern im Vergleich etwas bescheidener aus. Dennoch gehört die Bundeswehr natürlich zu den größten Arbeitgebern in Deutschland.
Wie viele Beschäftigte haben Bund und Länder?
Die Bundeswehr zählt übrigens zum Bund, wo insgesamt 495.000 Beschäftigte arbeiten. Neben der Bundeswehr zähle dazu etwa Bundesministerien und -gerichte, Sicherheitsbehörden, die Finanzverwaltung oder die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.
Bei den Kommunen sind etwa dreimal so viele Menschen beschäftigt. Dazu gehören etwa die Mitarbeiter von Krankenhäusern, Theatern und Volkshochschulen sowie Meldeämter. Der größte Arbeitgeber aber sind die Länder. 2,4 Millionen Menschen arbeiten zum Beispiel im Bildungswesen oder als Polizisten.
Sind die katholische oder evangelische Kirche die größten Arbeitgeber in Deutschland?
Die katholische Kirche in Deutschland (Caritas) hat rund 600.000 hauptamtlich Beschäftigte. Bei der evangelischen Kirche (Diakonie) sind es rund 460.000 Festangestellte. Dazu kommen noch einmal insgesamt 1,2 Millionen ehrenamtliche Helfer. Jeweils zwischen einen Viertel und einem Fünftel der Beschäftigten der beiden christlichen Kirchen sind in der Altenbetreuung tätig.
Darüber hinaus sind die Kirchen aber auch in den Bereichen Banken und Versicherungen tätig oder besitzen Brauereien und Weingüter. Der Umsatz soll sich auf knapp 130 Milliarden Euro belaufen. Das entspricht in etwa dem Umsatz, den die deutsche Autoindustrie im Jahr macht.
Wie viele Unternehmen gibt es in Deutschland?
In Deutschland gibt es aktuellen Angaben zufolge knapp 3,5 Millionen Unternehmen, darunter 65.000 mit 50 bis 249 Mitarbeitern. 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind dem Bereich KMU (kleine und mittlere Unternehmen) zuzurechnen.
Die Zahl der Einzelunternehmer/n (bis zu 9 Beschäftigte) ist am größten. Die meisten Unternehmen gibt es übrigens in Nordrhein-Westfalen. Dominanter Sektor ist der Handel.
Was sind die größten Familienunternehmen in Deutschland?
Wer davon ausgeht, dass Familienunternehmen per se kleine Firmen sind, bei denen die Familienmitglieder noch selbst hinter der Theke oder der Werkzeugbank stehen, irrt. Denn die laut Statistik größten Familienunternehmen in Deutschland setzen viele Mrd. Euro um.
Beispiele gefällig? Das größte deutsche Familienunternehmen ist VW. Denn hinter dem Traditionsautobauer stehen die Familien Porsche und Piëch. Auch BMW (Familie Quandt), die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland (Familie Schwarz) und Aldi (Familie Albrecht) gehören zu den größten Familienunternehmen hierzulande.
Noch einmal zum Nachlesen! Die Liste der größten Arbeitgeber Deutschlands in der Übersicht:
Top-10 Arbeitgeber | Mitarbeiter in Deutschland |
---|---|
Edeka-Verbund | 381.000 |
Volkswagen AG | 290.000 |
REWE Group | 260.000 |
Deutsche Bahn | 205.000 |
Deutsche Post | 175.000 |
Daimler | 170.000 |
Lidl/Kaufland | 156.000 |
Robert Bosch GmbH | 132.700 |
Deutsche Telekom | 95.000 |
BMW | 90.000 |
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Quellen:
- Die 50 Unternehmen mit den meisten Beschäftigten/Wikipedia
- Größte deutsche Unternehmen nach Anzahl der weltweit Beschäftigten 2019/2020
- Mitarbeiterführung: Wie Unternehmen Profit verschenken
Die Zahlen stammen aus den jeweiligen Geschäftsberichten der Konzerne. Stand: Januar 2021.