Wenn es in der aktuellen Corona-Krise eine Branche gibt, die boomt, sind es definitiv die Discounter und Lebensmittelgeschäfte. Umso erstaunlicher ist es, dass zum Beispiel Aldi und Lidl die schon vereinbarte Erhöhung der Löhne für ihre Mitarbeiter auf das Ende des Jahres verschieben wollen.

Deutliche Umsatzzuwächse bei Aldi & Co.

Aldi, Lidl und Rewe verzeichnen während der aktuellen Coronakrise deutliche Umsatzzuwächse. Trotzdem will nun der Handelsverband (HDE) bereits vereinbarte Lohnerhöhungen für Mitarbeiter auf Ende des Jahres verschieben.

Seitens der Politik kommt teilweise heftige Kritik. So nennt zum Beispiel der bekannte SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach die Vorgehensweise „Gier ohne Scham“, wie das Handelsblatt berichtet.

Handelsverband drängt auf Verschiebung der Lohnerhöhung

Das Argument des Handelsverbandes für die angedachten Verschiebung der Lohnerhöhung lautet, dass zahlreiche vom aktuellen Stillstand betroffene Einzelhändler dadurch weniger finanziellen Druck hätten. In dem Zusammenhang fällt unter anderem der Begriff der Arbeitsplatzrettung oder auch Unternehmens-Nothilfe-Tarifvertrag.

Allerdings passt dazu nicht, dass der HDE unter anderem auch die Discounter Aldi und Lidl vertritt. Diese machen jedoch insbesondere während der aktuellen Krise ein sehr großes Geschäft. So wuchs der Umsatz bereits im Februar dieses Jahres im Vergleich zum Januar um über elf Prozent.

Lohnerhöhung würde nur 35 Euro betragen

Die Verhaltensweise des HDE ist umso erstaunlicher, als es zum Beispiel bei den Kassiererinnen nur um eine Erhöhung des Lohnes von brutto 35 Euro bei Berufseinsteigern geht. Ohnehin ist das Einkommen der Kassierer nicht gerade üppig, denn in vielen Fällen bewegt sich der Nettolohn nicht oberhalb von 1.200 Euro.

Aldi, Lidl und Co.: Supermarktketten sparen auch beim Bonus

Nicht nur die Lohnerhöhungen sollen verschoben werden. Sparsam sind die Supermarktketten ebenfalls beim in den Medien thematisierten Bonus. So erhalten Mitarbeiter beispielsweise von Aldi zwar einen Warengutschein in Höhe von 250 Euro. Somit wird der Bonus jedoch nicht direkt ausgezahlt. Stattdessen können die Mitarbeiter augenscheinlich den Warengutschein nur bei Aldi selbst einlösen und somit dort Waren kaufen.

Lidl zahlt Lohnerhöhung wie geplant

Lidl hatte sich aber schon kurz nach Bekanntwerden der HDE-Idee für seine Mitarbeiter in die Bresche geworfen. Der Handelskonzern werde, wie in allen Tarifverträgen vereinbart, die Erhöhungen der Tarifentgelte fristgerecht mit 1,8 Prozent umsetzen und auszahlen, wie Matthias Oppitz, Geschäftsleitungsvorsitzender Lidl Deutschland, klarstellte.

„Eine Verschiebung der Zahlungen stand bei Lidl zu keiner Zeit zur Diskussion. Unsere Mitarbeiter haben in den letzten Wochen Enormes geleistet, selbstverständlich erhalten sie die zugesicherte Erhöhung inklusive der üblichen zusätzlichen Lidl-Zulage. Wir haben gesehen, wie wichtig ein Miteinander und Teamwork sind. Wir stehen zu unseren Verpflichtungen.“

Gehaltsstudie im Lebensmitteleinzelhandel: Lidl zahlt am meisten

Einer Studie der Plattform Glassdoor zufolge zahlt Lidl seinen Mitarbeiter das höchste Gehalt im Bereich des deutschen Lebensmitteleinzelhandels, wie Business Insider berichtet. Lidl zahlt demnach ein Median-Jahresbruttogehalt von 41.780 Euro. Zum Vergleich: Aldi-Mitarbeiter erhalten 37.780 Euro und bei Rewe gibt es 37.224 Euro. Auf den Plätzen vier und fünf landen – mit großem Abstand – Edeka mit 27.269 Euro und Kaufland mit 26.777.

Spannend ist der Vergleich zwischen Lidl und Kaufland, die beide zur Schwarz-Gruppe gehören. Der Gehaltsstudie nach verdienen Mitarbeiter bei Lidl rund 15.000 Euro mehr im Jahr (Median). Und das, obwohl selbst Lidl mit seinem Gehalt unter dem deutschlandweiten Jahresbruttogehalt. Das lag 2019 bei 47.928 Euro.

(Nachtrag vom Februar 2021)

Lidl und Aldi in der Schweiz erhöhen Mindestlohn

In der Schweiz tobt Anfang 2021 zwischen den beiden Discountern Lidl und Aldi nicht nur ein Kampf um Kunden und günstige Preise für Lebensmittel, sondern auch um möglichst hohe Mindestlöhne für die Mitarbeiter. Während Aldi Schweiz schon Ende 2020 ankündigte, den Mindestlohn auf 4.440 Franken anzuheben, zahlt Lidl 4.360 Franken (für ungelernte Mitarbeitende).

Wie krass der Unterschied zwischen den Löhnen in Deutschland und der Schweiz ist, zeigt ein Vergleich der Aldi-Löhne. Der Mindestlohn bei Aldi Süd beträgt rund 2.000 Euro, in der Schweiz ist es doppelt so viel. Immerhin hat Aldi Deutschland seinen Mitarbeitern wegen der Mehrbelastungen in der Coronakrise einen Bonus gezahlt. Und: Die Lebenshaltungskosten, nicht zuletzt was die Krankenkassenbeiträge betrifft, sind in der Schweiz deutlich höher.

Lidl Österreich erhöht Mindestlöhne um bis zu 14 Prozent

Auch Lidl Österreich hat die Mindestlöhne seiner Mitarbeiter zuletzt stark angehoben. Zum 1. Januar 2021 kletterte der Mindestlohn auf 11,50 Euro pro Stunde. In Bundesländern mit höheren Lebenshaltungskosten, etwa in Tirol, erhalten die Lidl-Mitarbeiter jetzt 12 Euro pro Stunde. Damit, so heißt es bei Lidl, biete der Konzern seinen 1.600 Mitarbeitern eine Überzahlung von bis zu 19 Prozent über dem Kollektivvertrag.

Gibt es bei Aldi und Lidl in Deutschland eine Lohnerhöhung 2021?

Kommen nach der Schweiz und Österreich auch Mitarbeiter von Aldi und Lidl in Deutschland in den Genuss einer Lohnerhöhung 2021? Bisher ist nichts bekannt über eine Erhöhung des Mindestlohns bei Aldi und Lidl in Deutschland 2021, aber wir halten euch hier natürlich auf dem Laufenden.

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Weiterführende Infos:

veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.