Seit Jahren steigt die Nachfrage nach Sportwetten in Deutschland an. Der deutsche Staat nimmt dadurch jährlich einen dreistelligen Millionenbetrag durch Wettsteuern ein. Doch wie kommt der Fiskus überhaupt an die Wettsteuer und wie gehen Wettunternehmen damit um?

Ob online oder im Wettlokal: Sportwetten werden immer beliebter und die Zahl der neuen Buchmacher in diesem Sektor steigt stetig an. In Deutschland wetten inzwischen wöchentlich tausende von Menschen auf Sportereignisse. Doch nicht nur Spielende, auch der Staat profitiert von den platzierten Wetten.

Die Wettsteuer

Möglich macht das die sogenannte Wettsteuer. Dabei kassiert das Finanzamt für jede abgegebene Wette einen Anteil des gesetzten Betrages. Bis zum 30. Juni 2021 betrug dieser 5 Prozent des eingesetzten Geldes. Mit dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrages erhöhte sich die Wettsteuer um 0,3 Prozentpunkte auf jetzt 5,3 Prozent. Das bedeutet beispielsweise, dass bei einem Einsatz von einem Euro zusätzlich 5,3 Cent an den Fiskus gehen, bei 2 Euro Einsatz sind es bereits 10,6 Cent.

Diese Beträge mögen auf dem ersten Blick gering erscheinen. Beachtet man jedoch, dass laut dem deutschen Sportwettenverband im Rekordjahr 2019 insgesamt 9,28 Milliarden Euro umgesetzt wurden, bedeutet dies rund 464 Millionen Euro Steuern, allein für Sportwetten. Bedenkt man zudem, dass Sportwetten lediglich ein Sektor der Glücksspielindustrie sind, weiß man, dass die Einnahmen des Staates aus der Glücksspielsteuer in die Milliarden gehen.

Umgang mit der Wettsteuer durch Anbieter

Die Wettsteuer lässt insbesondere niedrige Quoten für Kunden unattraktiv erscheinen, da nach Abzug der Wettsteuer kaum noch etwas vom möglichen Gewinn überbleiben würde. Eine Einzelwette beispielsweise auf einen Sieg der Bayern in der Bundesliga gegen Gegner aus der unteren Tabellenregion macht somit für viele Wettfreunde keinen Sinn.

Die Buchmacher gehen daher unterschiedlich mit dieser Situation um. Während bei einigen Unternehmen die Wettsteuer vom Gewinn abgeführt wird, werben andere Anbieter mit Wetten „ohne Steuern“. Diese Bezeichnung ist jedoch faktisch falsch. Auch diese Wettanbieter müssen die Wettsteuer abführen, allerdings ist die Wettsteuer bereits in der Quote enthalten. Das bedeutet, dass die Kundschaft bei einem Wettgewinn auch genau diesen Betrag erhält.

Vor und Nachteile der „steuerfreien“ Sportwetten

Auf den ersten Blick erscheinen Unternehmen, welche die Wettsteuern nicht übernehmen, als weniger attraktiv. Insbesondere wenn die Quoten ähnlich sind, mag die Wahl für den Laien auf Anbieter fallen, welche die Wettsteuern übernehmen. Jedoch machen einen guten Buchmacher vielseitige Kriterien aus, wobei die Übernahme der Wettsteuer lediglich ein Faktor ist.

Häufig ist es so, dass Promotionen wie der Willkommensbonus oder Cashback-Aktionen bei Wettunternehmen, bei welchen Wettsteuern gezahlt werden müssen, bessere Konditionen bieten. Die Übernahme der Wettsteuern ist daher lediglich ein kleiner Baustein bei der Bewertung der Attraktivität eines Buchmachers. Es lohnt sich deshalb, einen genauen Blick auf die Angebote der einzelnen Unternehmen zu werfen, bevor man sich vorschnell für einen Anbieter entscheidet.

veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.