In den USA setzen derzeit insbesondere junge Kleinanleger an den Aktienmärkten große Hedgefonds zum Teil massiv unter Druck. Manche, vor allem Shortseller, sehen sich schon in ihrer Existenz bedroht. Tatsächlich gibt es bereits jetzt große Probleme bei einigen Hedgefonds, die in erster Linie mit fallenden Kursen ihre Erträge erzielen möchten.

Auf der einen Seite milliardenschwere Hedgefonds …

Der „Kampf“ junger Kleinanleger gegen Hedgefonds basiert auf folgendem Szenario: Die großen Fonds versuchen in erster Linie mit einem aufwendigen Research, Aktien zu finden, die aktuell als überbewertet gelten. Im zweiten Schritt werden sogenannte Shortsells (Leerverkäufe) durchgeführt, um so auf fallende Kurse zu spekulieren. Die Strategie besteht also darin, auf fallende Kurse bei den identifizierten Aktien zu setzen.

… auf der anderen Seite jüngere Trader und Kleinanleger

Den großen Hedgefonds stehen aktuell, insbesondere in den USA, Kleinanleger und junge Trader gegenüber, die teilweise zum ersten Mal an der Börse aktiv sind. Diese Marktakteure setzen allerdings vor allem auf steigende Kurse. Sie erwerben – oft ohne einen Blick auf Bewertungen oder sonstige Kennzahlen zu werfen – besonders beliebte Aktien. Dazu zählen etwa Apple und Tesla.

Das Kuriose und zugleich für die Hedgefonds Bedrohliche ist, dass die etablierten Fonds keineswegs bisher erfolgreicher als die jungen Kleinanleger sind: im Gegenteil. Shortseller sollen im vergangenen Jahr mit ihren Wetten allein am US-Markt insgesamt 245 Milliarden Dollar verloren haben. Allein bei Tesla waren es gut 40 Milliarden Dollar. Die Aktie des Elektroautobauers hatte in den vergangenen Monaten ja ein regelrechtes Kursfeuerwerk fabriziert.

Kampf um die Gamestop-Aktie

Aktuell zeigt sich die Auseinandersetzung von Hedgefonds gegen junge Kleinanleger am Beispiel des Videospielhändlers Gamestop und dessen Aktien. Einige Hedgefonds spekulieren derzeit auf massiv fallende Kurse, da sie nicht an die Erfolgsstory des Unternehmens glauben.

Da es sich allerdings mittlerweile insbesondere bei jungen Anlegern und Erwachsen generell um eine echte Kultaktie handelt, wurde in diversen Foren dazu aufgerufen, die Aktien zu kaufen. In der Folge gab es eine regelrechte Kursexplosion von teilweise mehr als 130 Prozent. Dies wiederum führte dazu, dass Shortseller wie Hedgefonds massive Verluste erlitten.

Zuletzt hatte sich Tesla-Chef Elon Musk in die Debatte eingemischt und in seinem Twitter-Kanal, dem 43 Millionen Menschen folgen, auf eines der Foren hingewiesen. Innerhalb weniger Stunden war der Kurs der Gamestop-Aktie daraufhin nachbörslich noch einmal um 60 Prozent nach oben geschossen.

Short-Squeeze-Aktien im Blick

Mittlerweile scheinen sich viele junge Trader auf solche Aktien zu konzentrieren, die eine hohe Short-Quote aufweisen und als sogenannte Short-Squeeze bezeichnet werden. Die Hedgefonds kommen dann unter Druck, wenn die Kurse immer weiter steigen, wie das Handelsblatt berichtet. Die Fonds müssen sich die Aktien faktisch leihen und irgendwann liefern. Daher werden sie im Grunde gezwungen, ab einem bestimmten Kursanstieg ihre Position zu schließen, um nicht mit noch höheren Verlusten auszusteigen.

Wie groß die Gefahr ist, dass junge Anleger das Hedgefonds-System ins Wanken bringen, zeigt ein aktueller Fall. Dabei mussten zwei Hedgefonds einen anderen retten, damit dieser nicht in die Pleite rutscht. Konkret ging es um die Hedgefonds Citadel und Point72 Asset Management, die 2,75 Milliarden Dollar in Melvin Capital Management investieren. Im Gegenzug erhalten sie einen Anteil am künftigen Umsatz des Fonds.

veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.