Die Entwicklungen um das Reddit-Forum WallStreetBets haben den Aktienmarkt in den vergangenen Wochen in Aufruhr versetzt. Kleinanleger, die sich in dem Forum mit Infos versorgen, hatten gemeinsam eine Art Kampf gegen die als Klassenfeind angesehenen Hedgefonds aufgenommen. Dies führte nicht nur zu einer beeindruckenden Rallye der GameStop-Aktie, sondern auch zu einer Grundsatzdiskussion über die Freiheit der Finanzmärkte mithilfe von DeFi. Welche Rolle WallStreetBets 2.0 dabei spielt, erfahrt ihr hier.

Was hat es mit GameStop und dem Short-Squeeze auf sich?

Eine große Gruppe von Kleinanlegern, die sich in dem sozialen Netzwerk Reddit in einem Forum namens WallStreetBets versammelt hat, hatte sich vorgenommen, die Aktien von GameStop vor einem Ausverkauf durch Hedgefonds zu bewahren. Die GameStop-Aktie war aufgrund der wegbrechenden Geschäftsgrundlage schon seit längerer Zeit von fallenden Kursen betroffen.

Hedgefonds haben diese Entwicklungen genutzt, um Short-Positionen der GameStop-Aktie zu handeln. Sie wollten so von den fallenden Kursen profitieren. Zeitweise waren mehr Short-Positionen im Umlauf, als handelbare Aktien. Die Kleinanleger auf WallStreetBets haben dann in großem Umfang GameStop-Aktien gekauft, um den Kursverfall zu stoppen und die Short-Pläne der Hedgefonds zu stören.

Kleinanleger treiben GameStop-Aktie auf Allzeithoch

Ende Januar haben die Kleinanleger ihr Zwischenziel – ein Short-Squeeze – erreicht. Der Kurs der Aktie sprang innerhalb kürzester Zeit von unter 20 Dollar auf das Allzeithoch von 482,85 Dollar.

Aufgrund des riesigen Handelsvolumens haben einige der beliebten Broker-Apps wie Robinhood den Handel der Aktie eingestellt oder eingeschränkt und damit die Wut der WallStreetBets-Community auf sich gezogen. Ihrer Ansicht nach, hätte der Squeeze deutlich höher ausfallen können, wenn die Broker den Handel nicht behindert hätten.

DeFi als Alternative zu traditionellen Brokern?

Die Abkürzung DeFi steht für Decentralized Finance und kann mit dezentralisierte Finanzmärkte übersetzt werden. Sie stellen eine Art Gegenstück zum bisher vorherrschenden System der zentralisierten Märkte dar. Bisher läuft der gesamte Finanzmarkt über einige wenige Akterue wie Banken und Börsenmakler. Jeder, der am Finanzmarkt teilnehmen möchte, muss mit diesen Akteuren zusammenarbeiten.

Dezentralisierte Finanzmärkte nutzen die Blockchain-Technologie für den Handel. Dabei wird jeder Transaktion ein Block der Blockchain zugeordnet und kann nachträglich nicht mehr verändert werden. Möglich wird dies durch sogenannte Smart Contracts. Dadurch entsteht für alle Marktteilnehmer maximale Transparenz.

Gleichzeitig sind die Transaktionskosten im Vergleich zu den klassischen Methoden verschwindend gering und die Transaktion findet nahezu in Echtzeit statt.

Die Dezentralisierung macht jedoch auch das wesentliche Risiko aus: So sind die Märkte nicht reguliert und es gibt keine Aufsicht. Bei Problemen, haben Anleger Schwierigkeiten, ihr Recht durchzusetzen. Einmal in der Blockchain geschriebene Transaktionen lassen sich nicht rückgängig machen.

WallStreetBets 2.0 will Gerechtigkeit auf dem Finanzmarkt

Die Einstellung des Handels der GameStop-Aktie Ende Januar hat zu einem enormen Vertrauensverlust unter Kleinanlegern geführt. Es steht der Verdacht im Raum, dass große Akteure am Finanzmarkt Druck auf Broker ausüben, um den Handel zu beeinflussen. Der Wechsel zu dezentralisierten Finanzmärkten würde dies unmöglich machen.

Dem Ruf nach freiem Handel werden die WallStreetBets-Moderatoren gerecht. Sie wollen einen DeFi-Pool gründen, WallStreetBets 2.0. Der soll den Blockchain-basierten Handel ermöglichen. Dies ist zum derzeitigen Zeitpunkt deshalb besonders interessant, weil immer mehr Use-Cases für Kryptowährungen entstehen.

Diese könnten durch eine echte Anwendung wie WallStreetBets 2.0 als Hilfsmittel unabhängiger Finanzmärkte die derzeit immer noch etwas verruchte Nische verlassen und zu einem seriösen Teil der Finanzwelt werden.

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Posted by Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.