Was viele schon ahnten, hat die Bundesregierung jetzt Schwarz auf Weiß. Das deutsche Rentensystem und die Rentenpolitik seien absolut unzureichend, kritisiert die OECD. Deutschlands Rentner bekommen demnach deutlich weniger als der OECD-Durchschnitt.
Ihre Rente können Senioren dank staatlichen Förderungen im Rahmen der sogenannten Riester-Rente deutlich aufbessern. Dennoch hinkt Deutschland beim Rentenniveau im internationalen Vergleich deutlich hinterher. Das hat jetzt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) kritisiert. Die Organisation der Industrieländer sieht erheblichen Reformbedarf beim Rentensystem, wie die FAZ berichtet.
Rentensystem: OECD kritisiert Alterssicherung für Selbstständige
Besonders im Fokus der Kritik der OECD steht die Alterssicherung von atypisch Beschäftigten, also Selbstständigen oder Angestellten mit befristeten Verträgen. Außerdem sieht die Organisation mögliche Probleme bei der finanziellen Tragfähigkeit des deutschen Rentensystems. Das liegt laut der neuen OECD-Studie „Renten auf einen Blick“ vor allem an der schnellen Alterung der Bevölkerung.
Aktuellen Prognosen nach werde der Anteil der Rentenausgaben am BIP bis 2016 von 10 auf 12,5 Prozent steigen. Beim Rentenniveau gehe es dagegen um 10 Prozent bergab. Um düstere Rentenaussichten zu vermeiden, empfiehlt die OECD eine „weitgehend einheitliche Rentenabsicherung für Arbeitnehmer, Beamte und Selbständige“. Die zunehmende Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt würden zudem für weitere Probleme für künftige Rentner sorgen.
Schon jetzt rechnet die OECD für einen 2018 in den Arbeitsmarkt eingetretenen Vollzeitarbeitnehmer mit einer sogenannten Nettoersatzquote von 52 Prozent. Im OECD-Durchschnitt sind hier 59 Prozent möglich. Niedrigverdiener lägen – auf niedrigerem Niveau – mit 56 Prozent gegenüber 68 Prozent im Schnitt sogar noch weiter zurück.
Grundrente kann OECD nicht begeistern
Kaum ein gutes Haar lassen die OECD-Experten an der geplanten Grundrente für Geringverdiener. Die werde zwar die Aussichten einiger Menschen verbessern. Allerdings gehe das Gesetz das Altersarmutsrisiko für Geringverdiener mit größeren Karriereunterbrechungen nicht an, wie die OECD kritisiert.
Ebenfalls kein Aushängeschild für die deutsche Rentenpolitik ist die Situation für Frauen. OECD: „Deutsche Frauen sind heute von der OECD-weit größten Geschlechter-Rentenlücke betroffen (46 Prozent)“. Eine Verbesserung ist nicht in Sicht. Denn das geschlechtsspezifische Lohngefälle liegt in Deutschland über dem OECD-Schnitt.
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