Seit rund 20 Jahren gibt es die Riester-Rente, eine staatlich geförderte Altersvorsorge. Während es in den ersten Jahren einen regelrechten Run auf die Riesterverträge gab, ist das Interesse der Bundesbürger zuletzt etwas abgeflacht. Dazu haben auch negative Berichte in den Medien beigetragen. Absolut unverständlich, wie unser ausführliches Rechenbeispiel zeigt.

Die kritischen Medienberichte fokussierten vorrangig, dass die Riester-Rente nicht rentabel sei. Bezogen auf die Sparverträge alleine lässt sich dies nicht einmal widerlegen. Doch wird häufig vergessen, dass es zusätzlich noch die Zulagenrendite gibt. Betrachtet man diese zusammen mit der Rendite des Sparvertrages, ist die Riester-Rente äußerst attraktiv.

Hintergrund: Die Riester-Rente als staatliche Förderung

Bevor wir näher auf die Zulagenrendite eingehen, möchten wir noch einmal kurz erläutern, worum es sich eigentlich bei der Riester-Rente handelt. Der Name ist auf den Ökonomen Walter Riester zurückzuführen, der während der SPD-Regierung vor rund 20 Jahren verantwortlich für die Schaffung dieser staatlichen Altersvorsorge bzw. Förderung war. Im Detail soll die Riester-Rente den Aufbau einer privaten Altersvorsorge unterstützen. Nämlich, indem bestimmte Zulagen an die Sparer gezahlt werden.

Damit wollen die Initiatoren schlicht den Anreiz dafür bieten, dass sich mehr Menschen für den privaten Vermögensaufbau entscheiden. Dies soll später die Bundeskassen entlasten. Denn wer private Vorsorge betrieben hat, muss im Zweifelsfall nicht von staatlichen Zuschüssen zur Rente leben. Wer die Riester-Förderung beanspruchen möchte, der muss lediglich einen bestimmten Sparvertrag wählen und dort regelmäßig Beiträge einzahlen.

Was sind die Zulagen bei der Riester-Rente?

Da es in unserem Beitrag hauptsächlich um die Zulagenrendite geht, müssen wir zuvor natürlich erläutern, welche Zulagen es bei der staatlichen Förderung gibt. Zunächst einmal hat jeder Riester Sparer, der grundsätzlich förderberechtigt ist, einen Anspruch auf die sogenannte Grundzulage. Deren Höhe richtet sich danach, welchen Einkommensteil man regelmäßig in den Riester-Vertrag einzahlt. Handelt es sich um mindestens vier Prozent des zu versteuernden Einkommens, bleibt die volle Grundzulage in Höhe von 175 Euro erhalten (Stand 2019).

Diese Zulage wird einmal pro Jahr gezahlt und zwar solange, wie der Riester-Vertrag läuft. Wer nur einen geringeren Anteil des Einkommens einzahlen kann oder möchte, für den reduziert sich die Grundzulage entsprechend. Neben der Grundzulage gibt es zudem die Möglichkeit, eine Kinderzulage zu beantragen. Dies ist der Fall, wenn im Haushalt minderjährige Kinder leben. Die Höhe der Kinderzulage richtet sich nach den Geburtsjahr des Nachwuchses. Sie beträgt 185 Euro (Kind bis 2007 geboren) oder für jüngere Kinder 300 Euro (Kind ab 2008 geboren). Die Kinderzulage wird ebenfalls einmal im Jahr gezahlt.

Eine dritte Zulage gibt es nur einmalig, nämlich den sogenannten Berufseinsteiger-Bonus. Diesen erhalten Berufsanfänger bis zum 25. Lebensjahr und der Bonus beträgt 200 Euro.

Beispiel für die Zulagen in der Riester-Rendite

Auf den ersten Blick kann eine Grundzulage von 175 Euro im Jahr nicht unbedingt zu einer erwähnenswert hohen Zulagenrendite bei den Riester-Verträgen führen. Allerdings bekommt man die Zulagen natürlich jedes Jahr gezahlt. Ferner kommt insbesondere dann, wenn mehrere Kinder im Haus sind, noch die Kinderzulage hinzu.

Daher möchten wir im folgenden Beispiel einer durchschnittlichen vierköpfigen Familie verdeutlichen, welche relativ hohe Summe im Laufe der Jahre in Form eines staatlichen „Geschenks“ zusammenkommen kann.

  • Laufzeit des Riester-Vertrages: 25 Jahre
  • Grundzulage: 2 x 175 Euro
  • Kinderzulage: 2 x 300 Euro (für insgesamt zehn Jahre)
  • Zulagen-Summe in 25 Jahren: 14.750 Euro

In diesem Fall hat der Riester-Vertrag also eine Laufzeit von 25 Jahren, sodass für diesen Zeitraum auch die Grundzulagen hinzukommt. Die Kinderzulage hingegen gibt es nur bis zur Volljährigkeit des Nachwuchses bzw. unter bestimmten Voraussetzungen auch noch etwas länger, weshalb wir im Beispiel von zehn Jahren ausgegangen sind. Somit kommen in den nächsten 25 Jahren Gesamtzulagen von knapp 15.000 Euro, die in den Sparvertrag einfließen.

Wie hoch ist die Zulagenrendite?

Kommen wir nun zur der entscheidenden Frage. Wie hoch ist die Zulagenrendite beim Riester-Sparen eigentlich. Zunächst noch kurz zur Erläuterung: Als Zulagenrendite bezeichnet man die Rendite, die sich aus der Höhe der Zulagen im Verhältnis zu den Gesamteinzahlungen ergibt, die man im Sparvertrag tätigt. Die Gesamteinzahlung wiederum setzt sich zusammen aus dem eigenen Sparanteil sowie den Zulagen.

Somit ergibt sich zur Berechnung der Zulagenrendite die folgende Formel:

(Grundzulage + Kinderzulage * 100) / jährliche Gesamtleistung (Eigenanteil + Zulagen)

Diese Formel möchten wir jetzt mit einem Beispiel aus der Praxis füllen. In diesem Beispiel gelten die folgenden Zahlen:

  • Grundzulage: 350 Euro (2x 175 Euro)
  • Kinderzulage: 600 Euro (2x 300 Euro)
  • Gesamtzulagen pro Jahr: 950 Euro
  • Monatlicher Sparbeitrag Riester-Vertrag 1: 200 Euro
  • Monatlicher Sparbeitrag Riester-Vertrag 2: 100 Euro
  • Gesamtsparleistungen pro Jahr: 3.600 Euro
  • Gesamteinzahlungen pro Jahr: 4.550 Euro
  • Zulagenrendite: 20,8 Prozent

In diesem Beispiel profitieren Rieser-Renten-Nutzer also von einer stattlichen Zulagenrendite im zweistelligen Prozentbereich, nämlich in Höhe von über 20 Prozent. Es handelt sich dabei um eine echte und um keine künstliche Rendite. Denn die Grund- und Kinderzulage wird vom Staat unter der Bedingung geschenkt, dass man den Riester-Vertrag wie vereinbart bis zu Ende anspart. In dem Fall muss man die Zulagen nicht zurückzahlen. Das wäre allerdings bei einer vorzeitigen Verfügung des angesammelten Kapitals der Fall.

Zulagenrendite + Sparvertrag-Rendite = Gesamtrendite

Die Zulagenrendite ist natürlich noch nicht die Gesamtrendite des Sparvertrages. Denn hinzukommt noch der Ertrag, den der jeweilige Anbieter erwirtschaftet. Hat man sich beispielsweise für einen Riesterfonds-Vertrag entschieden, beträgt dessen Rendite durchschnittlich zwischen fünf und sieben Prozent jährlich. Diesen Prozentsatz addiert man noch zu der zuvor berechneten Zulagenrendite hinzu und erhält so den Gesamtertrag, den man mit dem jeweiligen Riester-Vertrag erzielt. Nicht selten ergeben sich so Gesamtrenditen von über 20 Prozent, was einzigartig in der Spar- und Anlagebranche ist. Gerade, wenn man bedenkt, dass man bei einem Riester-Vertrag absolut kein Risiko hat.

Es muss nämlich immer eine Kapitalgarantie geben, sodass man mindestens seine eingezahlten Beiträge inklusive Zulagen bei Vertragsfälligkeit zurückerhält. Somit verfügt der Riestervertrag nach wie vor über eine absolut optimale Kombination aus hoher Sicherheit und einer überdurchschnittlich hohen Gesamtrendite. Daher ist von dieser Warte aus betrachtet absolut nicht zu verstehen, warum selbst Experten das Riestersparen immer wieder kritisieren.

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veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.