Die Allbright-Stiftung hat in ihrem aktuellen Bericht 53 deutsche Unternehmen gelistet, für die Frauen offenbar nichts in Führungspositionen zu suchen haben. Denn Firmen wie Sixt, Zalando (siehe Nachtrag) und 1&1 haben es sich demnach „zum Ziel gesetzt“, 0 Prozent Frauen in den Aufsichtsrat oder den Vorstand zu berufen.

Zielwert für Frauen im Vorstand

Eigentlich sind börsennotierte Unternehmen verpflichtet, einen Zielwert für die Beteiligung von Frauen in Führungspositionen zu nennen, wie der Merkur berichtet. Allerdings können Firmen diesen Wert auch auf 0 setzen. Das haben laut der deutsch-schwedischen Allbright-Stiftung 53 von 160 Unternehmen getan. Darunter finden sich viele prominente Namen. Neben den oben genannten etwa auch Bechtle, Fielmann, Hochtief, Jenoptik, Rocket Internet, oder Scout24.

Eine Übersicht über die 0-Prozent-Firmen findet sich in diesem Tweet der Allbright-Stiftung:

Interessant, fast schon skurril, ist auch, wie die Unternehmen sich zum Teil die geforderte Zielgröße in die eigenen Berichte schreiben. Bei der TLG Immobilien AG liest sich das so: „Für den Vorstand der TLG IMMOBILIEN AG liegt die Mindestzielgröße für den Frauenanteil bei Null. Diese Zielgrößen sollen bis zum 30. Juni 2022 nicht unterschritten werden“.

Frauen im Vorstand? Nein, danke!

Für die hessische Norma-Group und Fielmann ist es laut offiziellen Geschäftsberichten oder Erklärungen schlicht nicht im Interesse des Unternehmens, Frauen in Führungspositionen zu holen. Frauen in den Vorstand zu holen würde hier bedeuten, Amtsinhaber vor die Tür zu setzen, schreibt etwa Fielmann. Mit der aktuellen Besetzung sei man gut aufgestellt, wie der Merkur zitiert.

Die Unart, die eigentlich geforderte Zielgröße mit 0 anzugeben, soll jetzt laut Frauenministerin Franziska Giffey Konsequenzen haben – und zwar finanzielle. Das heißt: Giffey will solchen Firmen künftig Bußgelder auferlegen. Von CDU und CSU verlangte die Ministerin, dass diese Maßnahmen ergreifen sollten, um den Frauenanteil in den Chefetagen deutscher Konzerne zu erhöhen.

Möglicherweise können auch die Konsumenten etwas ausrichten. Speziell bei Firmen wie Xing oder Zalando, die sich an aufgeschlossene Menschen und/oder speziell an Frauen richten, hagelte es Kritik in sozialen Medien. Viele Nutzerinnen und Nutzer zeigten sich mindestens enttäuscht.

Nachtrag: Die Allbright-Stiftung hat in ihrem Bericht vergessen zu erwähnen, dass etwa Zalando nach einem Shitstorm zu Jahresbeginn ihr Null-Prozent-Frauen-Ziel ändern will. Mitte Oktober schon hatte der Online-Modehändler angekündigt, bis 2023 in den Führungsebenen einen Frauenanteil von 40 bis 60 Prozent realisieren zu wollen. Co-CEO Rubin Ritter ließ dazu wissen: „Uns ist bewusst, dass es in unseren Führungsteams an Diversität fehlt und wir arbeiten intensiv daran, das zu ändern“.

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veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.