Jetzt ist das Gefühl auch wissenschaftlich belegt. Die Ungleichheit bei der Verteilung der Einkommen in Deutschland nimmt immer mehr zu. Kurz gesagt: Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Jetzt muss die Politik ran.

Viele Bundesbürger haben mittlerweile den Eindruck, dass das Einkommen hierzulande äußerst ungleich verteilt ist. Dass dies nicht nur ein Gefühl ist, bestätigt eine aktuelle Studie. Nach der sind die Einkommen hierzulande historisch ungleich verteilt. Bei der Analyse haben die Forscher den bekannten Gini-Koeffizienten verwendet.

Ungleichheit in Deutschland wächst weiter an

Die durch das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung durchgeführte Studie belegt, dass die Einkommensverteilung in Deutschland an Ungleichheit zugenommen hat. Dies ist trotz einer wirtschaftlich positiven Entwicklung geschehen. Die Forscher urteilen daher: Für eines der reichsten Länder der Erde ist das ein Armutszeugnis.

Der Grund für die weitere Zunahme der ungleichen Einkommensverteilung liegt vor allem darin, dass Personen mit hohem Einkommen von Kapital- und Unternehmensgewinnen profitierten. Darüber hinaus haben viele Haushalte mit sehr geringen Einkommen noch weniger Geld zur Verfügung. Entsprechend geht die Einkommensschere immer weiter auseinander.

Einkommen: Niedriglohnsektor als Faktor

Dass die Reichen in Deutschland pauschal gesagt immer reicher und die Armen immer ärmer werden, ist auch auf den Niedriglohnsektor zurückzuführen. Diese genannten Einkommensränder sind zudem aufgrund steuerlicher Gegebenheiten immer problematischer geworden, was die Ungleichheit weiter verstärkt hat. Die Ungleichverteilung betrifft laut der WSI-Studie übrigens nicht nur die Einkommen, sondern ebenfalls das Vermögen der Bundesbürger. So beläuft sich das Gesamtvermögen der reichsten 10 Prozent in Deutschland auf 56 Prozent des Gesamtkapitals.

Staatliche Maßnahmen werden gefordert

Die Fachleute des WSI raten dringend dazu, der weiter voranschreitenden Ungleichheit bei den Einkommen entgegenzuwirken. Eine Möglichkeit besteht zum Beispiel in einer besseren und konsequenteren Tarifbindung sowie der Erhöhung des Mindestlohns zu erhöhen. Auf der anderen Seite könnte eine erhöhte Besteuerung der Spitzeneinkommen und bei vergleichsweise umfangreichen Erbschaften zu einer Verbesserung beitragen.

In der Studie heißt es dazu: „Haushalte am oberen Ende müssten über höhere Steuern einen größeren Beitrag zur staatlichen Umverteilung leisten. Um zu verhindern, dass Haushalte am unteren Ende den Anschluss an die Gesellschaft verlieren, sind vor allem die Erhöhung des Mindestlohns, eine Stärkung der Tarifbindung sowie arbeitsmarktpolitische Maßnahmen notwendig.“

Nicht verpassen: Einkommen im Vergleich: Interaktive Grafik zeigt, wie wohlhabend Sie sind

veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.