Smartphone statt Portemonnaie, kontaktlos statt Münzen: Die Art und Weise, wie die Menschen heute an der Kasse online und im Ladengeschäft bezahlen, ist zügigen Schrittes dabei, sich zu verändern. Seit dem deutschen Markteintritt des Bezahlungsdienstes Apple Pay Ende 2018 gewinnt das Mobile Payment in Deutschland an Zuwachs. Immer mehr Banken treten mit der Apple-Bezahlmethode in Kooperation, während zunehmend Geschäfte mit den entsprechenden NFC-Terminals ausgestattet sind. Auch im Online-Handel wird Apple Pay beliebter, dennoch entscheiden sich weiterhin große Plattformen wie unter anderem Amazon und Zalando gegen die neumodische Bezahlart.

Mit Daumenabdruck im Online-Handel bezahlen

Der eCommerce gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Im Jahr 2019 wurde im Online-Handel hierzulande sogar ein neuer Rekordbruttoumsatz in Höhe von 72,6 Milliarden Euro verzeichnet. Während weiterhin der Kauf auf Rechnung die beliebteste Bezahlmethode der Deutschen ist, wird auch die mobile Zahloption von Apple Pay zunehmend verbreitet. Kunden, die über ein Apple-Gerät, wie etwa ein iPhone oder iPad im Internet Zahlungen tätigen, können bei Partner-Shops von Apple ganz einfach mit einem Daumenabdruck bezahlen, ohne mühsam Daten einzugeben oder eine manuelle Überweisung zu tätigen. Verschiedene Branchen bieten bereits die mobile Bezahlvariante an. So wird sowohl bei Online-Bestellungen bei H&M, bei Reisebuchungen auf Booking.com, bei der Essensbestellung auf Deliveroo und sogar auf der beliebten Poker-Plattform PokerStars für Ein- und Auszahlungen Apple Pay unterstützt. Mobiles Spielen, Einkaufen, Buchen und Bestellen wird durch die digitale Bezahlmethode deutlich beschleunigt.

Einige große Plattformen fehlen noch

Bezahlen am iPad

(Foto: pxfuel)

Was in anderen Ländern bereits gang und gäbe ist, schiert sich in Deutschland jedoch weiterhin etwas. Trotz der steigenden Anerkennung der neuartigen Bezahlmethode sind es hierzulande aktuell lediglich zwei Prozent der 100 größten Online-Shops, die Apple Pay anbieten. Dies ergab eine Analyse zum Thema Online-Bezahlen des US-Fintechs Stripe. So bieten die wichtigsten Player im Online-Handel weiterhin in Deutschland nicht die Möglichkeit, mit Apple Pay Zahlungen abzuwickeln. Der Online-Handelsgigant Amazon, der deutsche Shop von Otto und auch Lidl und Saturn sind bisher nicht mit von der Partie und gehen keine Kooperation mit Apple ein. Europas größter Modeversender Zalando gab dem US-Konzern zunächst eine Chance und testete die mobile Bezahlmethode aus. Nach nur drei Monaten schaffte Zalando Apple Pay jedoch wieder ab. Grund sollen technische Probleme gewesen sein. 80 Prozent der Nutzer kaufen über das Mobilgerät auf der Shoppingplattform ein, sodass eine Wiedereinführung der Apple-Pay-Bezahlmethode für die Zukunft jedoch nicht ausgeschlossen wird.

Im Supermarkt kontaktlos an der Kasse bezahlen

Doch nicht nur im Netz kann über Apple Pay bezahlt werden, denn auch an der Ladenkasse wird es zunehmend möglich, ganz ohne Portemonnaie, Münzen oder Kreditkarte zu bezahlen. Während Geschäfte ihre Kassenterminals weiterhin mit der NFC-Technologie ausstatten, wird das Bezahlen mit dem Smartphone auch hierzulande verbreiteter. Wer ein Apple-Gerät besitzt, kann bei der Zahlungsabwicklung lediglich sein iPhone oder auch seine Apple Watch an das Terminal halten und schon wird die Bezahlung über Apple Pay getätigt. Etwa bei Aldi, real und DM, bei McDonald’s und Burger King, an der Aral oder Shell und auch bei Starbucks und Vapiano, sowie bei zahlreichen weiteren Geschäften wird an der Kasse inzwischen Apple Pay unterstützt. Dank der NFC-Technologie im Apple-Gerät und im Kassenterminal wird dies möglich. Aktuell können jedoch nur Kunden, deren Banken mit Apple zusammenarbeitet, diese Funktion nutzen.

Sparkassen sind an Bord, Volksbanken folgen dieses Jahr

Selbst wer am liebsten sofort mit seinem iPhone bezahlen möchte, kann dies nur, wenn die eigene Hausbank diese Funktion auch unterstützt. Nach der Einführung von Apple Pay in Deutschland Ende 2018 waren unter anderem die Deutsche Bank und comdirect an Bord, inzwischen springen immer mehr Banken auf den Apple-Zug auf, sodass fast alle große Finanzdienstleister in Deutschland nun dabei sind. Erst kürzlich gaben die deutschen Sparkassen die Kooperation mit Apple Pay bekannt und ermöglichen es damit Kunden nun, mit ihrem iOS-Gerät zu bezahlen. Auch die Allianz, DKB, ING DiBa und weitere sind bereits dabei. 2020 folgen schließlich auch die Volksbanken Raiffeisenbanken, die bereits mit Hochdruck daran arbeiten, die Unterstützung von Apple Pay umzusetzen. Ein wichtiger Punkt der Diskussionen der Banken mit dem amerikanischen Konzern ist die Unterstützung der hierzulande beliebten Girokarte. Bisher unterstützt Apple Pay lediglich Kredit- jedoch keine Girokarten. Dies wird sich 2020 zur Freude der deutschen Kunden ändern, denn bald soll auch die Girokarte in das Bezahlsystem eingeführt werden. Mit dieser Änderung wird Apple Pay mit großer Wahrscheinlichkeit auch weiterhin in Deutschland an Aufwind gewinnen.

Im heutigen schnelllebigen Zeitalter wünschen sich die Verbraucher Schnelligkeit, Flexibilität und Effizienz. In Sachen Zahlungsabwicklung erfüllt Apple Pay all diese Punkte, sodass es nicht verwunderlich ist, dass die mobile Bezahlmethode des US-amerikanischen Technikgiganten an Beliebtheit gewinnt. Während mehr Geschäfte und Banken auf den Zug aufspringen und auch Girokarten bald unterstützt werden sollen, lässt sich vermuten, dass dieser Trend weiterhin anhalten wird.

veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.