Wer sich Gedanken über die deutsche Wirtschaft macht, der wird bei seinen Überlegungen nur recht selten die Begriffe „Glücksspiel“, „Spielbank“, „Lotto“ oder „Casino“ einbeziehen. Diese Bereiche haben aber einen nicht unerheblichen Stellenwert in wirtschaftlicher Hinsicht. Immerhin wurden auf dem Glücksspielmarkt in Deutschland im Jahr 2018 Umsätze in Höhe von 46,3 Mrd. Euro generiert, von denen 5,4 Mrd. Euro als glückspielbezogene Einnahmen an den Staat fließen.

Wie teilen sich diese Umsätze auf?

Zum einen haben wir die klassischen Glücksspielbetriebe. Die staatlichen Spielbanken erwirtschaften rund 900 Millionen Euro des Gesamtumsatzes. Ein weitaus höherer Betrag, nämlich rund 7,6 Milliarden Euro, wird durch die Umsätze im Deutschen Toto- und Lotto-Block erzielt. Den größten Anteil an den Umsätzen verzeichnen die Geldspielautomaten in Spielhallen und Gaststätten, stattliche 29, 69 Mrd. Euro. Aber auch für Online Casino Spiele wird mit rund 2 Mrd. Euro in Deutschland viel Geld ausgegeben.

Wirtschaftlicher Stellenwert des Glücksspiels

Dass hier ein wirtschaftliches Interesse besteht und auch ein entsprechender Stellenwert erreicht ist, kann man unter anderem an der Art und dem Umfang der Werbung erkennen, die für das Glücksspiel betrieben wird. Schon lange bekannt sind die Bandenwerbungen verschiedener Wettanbieter in den Fußballstadien. Auch Trikotwerbung wird häufig platziert. Gerade bei Spielen, die im Fernsehen übertragen werden, kann man sich vorstellen, welche Beträge hier für die Werbung eingesetzt werden.

Und auch in die Fernsehwerbung haben die Spots für Wettanbieter und Online Casinos allgemein Einzug gehalten. Wenn man bedenkt, dass ein 20-Sekunden-Werbespot zur besten Prime-Time Sendezeit je nach Sender zwischen 20.000 und 30.000 Euro kostet, dann kann man schnell hochrechnen, wie viel es den Anbieter an Werbebudget kostet, wenn ein Promi wie HP Baxxter sein Hyper Hyper dazu benutzt, auf ein Online Casino aufmerksam zu machen.

Eine große Werbekampagne eines Wettanbieters verpflichtete sogar gleich mehrere große Namen. Wenn Fußballstars wie Stefan Effenberg, Diego Maradona, Cafu und Vicente del Bosque gemeinsam mit Schwimmstar Franziska van Almsick für ein Kampagne gebucht werden, dann kann man sich vorstellen, dass die ihre Namen nicht für Kleingeld hergeben. Solch hohe Werbebudgets lohnen sich natürlich nur, wenn die Umsätze entsprechend hoch sind.

Der Staat verdient natürlich mit

Wie bereits erwähnt, werden im Deutschen Lotto und Toto Block rund 7,6 Mrd. Euro umgesetzt. Von diesem Umsatz werden rund 50 Prozent wieder als Gewinne ausgeschüttet. Diese Gewinne unterliegen keine Versteuerung, daher verdient der Staat hier nichts. Man muss aber wissen, dass der Staat hier schon 1,52 Mrd., also 20 Prozent, an Steuern kassiert hat, bevor auch nur eine Kugel in die Ziehungstrommel gefallen ist. Aber auch von dem Geld, das weder als Gewinn wieder ausgeschüttet, noch als Steuer abgeführt wird, profitiert der Staat. Diese Beträge fließen in die Landeshaushalte und werden hier für Kultur, gemeinnützige Projekte, Sport sowie Umwelt- und Denkmalschutz eingesetzt.

Aber: Der Staat könnte noch viel mehr verdienen. Und zwar dann, wenn endlich eine einheitliche rechtliche Regelung für das Online-Glücksspiel geschaffen wird. Diese Einnahmen aus dem unregulierten Bereich gehen dem Staat schlichtweg verloren. Eine flächendeckende Lizensierung und Legalisierung des Glücksspiels kann hier hoffentlich ab Juli 2021 Abhilfe schaffen.

veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.