Die Hotelsuchmaschine Trivago, eine Tochtergesellschaft des US-Online-Reisebüros Expedia, gehört – wie viele Reisefirmen – zu den von der Corona-Pandemie am stärksten getroffenen Unternehmen. Der Aktienkurs ist in den vergangenen Wochen dennoch rasant gestiegen. Wir werfen einen Blick auf die Firma und die Trivago-Aktie.
Die im Jahr 2005 in Düsseldorf gegründete Hotelsuchmaschine Trivago war die erste große Metasuchmaschine in diesem Bereich in Deutschland. Urlauber können auf der Seite Hotels checken, sich über Bed-&-Breakfast-Angebote informieren sowie Preise vergleichen. Das und die eingängigen Marketingmaßnahmen haben dafür gesorgt, dass das Unternehmen schnell zu den bekanntesten deutschen Reisewebsites sorgt.
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Wer war dieser Typ aus der Trivago-Werbung?
Bei vielen Deutschen hängengeblieben sei dürfte nicht zuletzt die Fernsehwerbung aus dem Jahr 2017. Die gilt manchem als schlechtester TV-Spot aller Zeiten. Die Deutschen waren offenbar irritiert von dem französischen Akzent des Schauspielers Mehdi Nebbou, durch den er nicht gut zu verstehen war. Dabei ist der Schauspieler kein Unbekannter, spielte etwa in drei Episoden der preisgekrönten US-Serie „Homeland“ und einigen Tatort-Krimis mit. Jetzt ist er sowieso Kult.
Ebenfalls im Jahr 2017 erreichte die seit Ende 2016 an der US-Technologiebörse notierte Trivago-Aktie ihren bisherigen Höchststand. Der lag im Juni bei knapp 24 Dollar. Schon wenige Monate später, gegen Ende des Jahres, war die Aktie der Hotelsuchmaschine auf unter sieben Dollar gerutscht. Im Sommer 2018 standen dann nur noch gut vier Dollar zu Buche.
Grund für den Rückgang: Nachdem Trivago optimistisch ins Jahr 2017 gestartet war und ein Umsatzplus von 50 Prozent in Aussicht gestellt hatte, musste das Unternehmen diese Prognose später revidieren. Für 2018 gab es dann eine noch düsterere Prognose. Dafür verantwortlich machten Beobachter damals einen sich wandelnden Markt für das Geschäftsmodell von Trivago.
Was macht Trivago eigentlich?
Gestartet ist das Unternehmen als Metasuchmaschine vorrangig für Hotels. Damit sollen sich Reiseinteressierte vorab über das Angebot informieren und die jeweiligen Preise vergleichen können. Die Trivago-Plattform durchforstet nach eigenen Angaben weltweit Preise von mehr als einer Million Hotels. Die Daten dazu zieht sich Trivago von Buchungswebseiten wie Expedia und Booking.com.
Geld fließt dann, wenn Nutzer auf eines der Angebote klicken und dieses bestenfalls buchen. Das Problem für Trivago im Jahr 2017: Die Anbieter, die normalerweise auf Trivago zurückgreifen, um an Kunden zu kommen, wollten lieber selbst mit den Endkunden in Verbindung treten. Die Vermittlungsgebühren gingen zurück – und entsprechend die Umsätze und Gewinne.
Wie entwickelte sich der Trivago-Umsatz?
Im Jahr 2017 verbuchte Trivago einen Jahresumsatz jenseits der Marke von einer Milliarde Euro. 2018 und 2019 sank der Umsatz des Unternehmens dann auf 915 Millionen Euro beziehungsweise 838 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr schließlich brach der Umsatz schließlich um 90 Prozent ein, was der Reisebeschränkungen der Corona-Pandemie zu verdanken war.
Im zweiten Quartal 2020 standen nur 16 Millionen Euro Umsatz zu Buche, bei einem Verlust von 20 Millionen Euro. Die Trivago-Aktie brach entsprechend weiter ein. Im Jahr 2020 rutschte das Papier der Reiseplattform auf bis zu 1,30 Dollar nach unten. Spätestens im Herbst setzte dann aber ein Aufwärtskurs ein. In der vergangenen Woche kratzte die Aktie an der 5-Dollar-Marke.
Chart-Analyse: Wie ist die Trivago-Aktie Prognose?
Die Trivago-Aktie ist aktuell in einer Aufwärtsbewegung, die noch nicht abgeschlossen sein dürfte. Die erste Zielzone ist der Bereich 4,80/5,67 Dollar. Ab hier sollte eine Korrektur einsetzen, die bis in den Bereich 2,84/2,39 Dollar laufen kann.
Unterhalb dieser Zone, speziell unterhalb von 2,15 Dollar, würde die Abwärtsdynamik beschleunigt. Oberhalb von 5,67 Dollar sind die Bullen im Vorteil. Aber erst Kurse ab 6,69 bringen neue Aufwärtsimpulse.
Wie geht es mit der Trivago-Aktie weiter?
Für die Erholung verantwortlich sein dürfte neben der Hoffnung auf einen Impfstoff und ein Eindämmen der Pandemie und deren Beschränkungen für Reisen auch eine Ankündigung des neuen (seit 2019) Trivago-Chefs Axel Hefer. Der erklärte im Herbst, dass es möglich sei, dass Trivago bald nach „einer komplett umgedrehten Logik“ Hotels suchen werde.
Statt wie bisher Nutzern, die schon wüssten, wo sie hinfahren, an diesen Orten Hotels anzubieten, soll die Suche künftig auch andersherum laufen. Dann könnte man etwa eingeben, dass man maximal fünf Stunden mit dem Auto fahren wolle. Die neuartige Trivago-Suche spucke dann mögliche spannende Ziele und attraktive Hotelangebote aus.
Trivago übernimmt Weekend.com
Im Januar hat Trivago das Startup weekend.com/weekengo GmbH übernommen, das darauf fokussiert ist, Nutzern mögliche Hotels für Wochenendausflüge zu bieten. Das Angebot ist schon in die Trivago-Website integriert und bietet jetzt die Möglichkeit, sich im Umkreis von 100, 200 oder 300 Kilometern vom eigenen Standort mit Übernachtungsangeboten versorgen zu lassen.
Ob dieses Produkt oder ein mögliches noch weitergehendes so einschlagen, wie Trivago sich das erhofft, bleibt natürlich abzuwarten. Die Branchenanalysten sind jedenfalls weniger optimistisch, was eine weitere Aufwärtsbewegung der Trivago-Aktie angeht. Im Schnitt stehen die Empfehlungen auf „Hold“. Die durchschnittliche Kursprognose liegt bei 2,10 Dollar.
Fazit:
Trivago hat eine herausfordernde Reise hinter sich. Schon vor der Corona-Pandemie musste sich das einstige Hype-Unternehmen, was den Aktienkurs angeht, einer längeren Talfahrt stellen. Zuletzt dümpelte der Kurs unter der 5-Dollar-Marke herum. Möglicherweise kann das neue Suchprodukt für neuen Schwung sorgen.
Zu erwarten ist aber insgesamt eher eine weitere Berg- und Talfahrt. Neueinsteiger sollten von der Trivago-Aktie als Einzeltitel die Finger lassen – zu spekulativ. Auch als Beimischung im Portfolio ist das Papier derzeit wohl weniger für Aktienneulinge geeignet.