Immer wieder einmal beschwert sich der Online-Handel über die große Zahl an Retouren. Grund: Diese bedeuten einen höheren Arbeitsaufwand. Kein Wunder, dass ein großer Teil der Rücksendungen schlichtweg in der Tonne landet. Die Bundesregierung will dem jetzt einen Riegel vorschieben.

Ware soll benutzbar bleiben

Im Kabinett liegt ein Gesetzesentwurf zur Abstimmung vor, laut dem es nicht mehr ohne Weiteres erlaubt soll, Retouren einfach zu vernichten. Das potenzielle Gesetz soll Händler künftig dazu verpflichten, zurückgesendete Ware weiterhin benutzbar zu halten.

Im Kern geht es um eine sogenannte Obhutspflicht, die in erster Linie den Umgang mit Rücksendungen vorsieht. Also von Waren, die der Kunde letztendlich nicht gekauft hat. Der Hintergrund ist, dass das Vernichten oftmals für die Händler günstiger ist, als die zurückerhaltenen Waren erneut dem Kaufkreislauf zuzuführen.

Retouren: Verordnungen klären Details

Das Gesetz soll nur die Grundlage darstellen, denn wichtige Details zum Vorgehen müssen anschließend über entsprechende Verordnungen geregelt werden. So ist zum Beispiel zu klären, welche Händler und Waren überhaupt von der Neuregelung betroffen sein sollen.

So dürfen die Händler Waren, die als verdorben oder defekt gelten, weiterhin vernichten. Ausnahmen sollen auch dann gelten, wenn es aus wirtschaftlichen Gründen keine andere Alternative gibt. Welche Maßstäbe allerdings für den zuletzt genannten Fall anzulegen sind, steht bisher noch nicht fest.

Handel wollen weniger Retouren

Noch vor Inkrafttreten des Gesetzes ist insbesondere der Onlinehandel ohnehin bereits sehr daran interessiert, dass es möglichst wenig Retouren gibt. Dies versucht die Branche – schon aus Kostengründen – derzeit durchzusetzen, wie die Tagesschau berichtet.

Diese Aussage unterstützt auch eine Händlerbefragung durch die Uni Bamberg. Demnach versuchen fast 80 Prozent der Unternehmen, die zurückerhaltenen Waren sofort wieder zu verkaufen, nämlich als sogenannte A-Waren. Weitere 13 Prozent streben den Verkauf als B-Ware an, während lediglich 3,9 Prozent die Retouren verschrotten.

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veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.