Bitcoin – lange Zeit war das für viele Hobbyinvestoren ein Schlagwort, mit dem sich auf Partys oder am Stammtisch Gespräche einleiten ließen. Doch spätestens seit sich in der ersten Jahreshälfte des Jahres 2018 der Preis eines Bitcoins von über 20.000 Dollar auf unter 8.000 Dollar mehr als halbiert hat, sind viele Spekulanten vorsichtig geworden. Das vielen versprochene Wunder vom unendlichen Preisanstieg scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Oder ist doch noch mit dem Bitcoin und anderen Kryptowährungen zu rechnen?

Welche Möglichkeiten bietet der Bitcoin noch?

Um sich qualifiziert über die Zukunft des Bitcoins äußern zu können, ist es zunächst notwendig, sich über die technischen Voraussetzungen der elektronischen Währung klar zu werden. Denn schon hier fangen die Diskussionen über das Für und Wider der Kryptowährung an.

Wie funktioniert Bitcoin?

Bitcoin bzw. die sogenannte Bitcoin-Blockchain stellen technisch zunächst einmal eine verteilte Datenbank dar. In dieser Datenbank wird in erster Linie ein großes Buchungsverzeichnis gespeichert, in dem Guthaben, Kontonummern und Überweisungen aller Bitcoin-Nutzerinnen und -Nutzer transparent für jede und jeden lesbar vorliegen.

Um Änderungen in diese Datenbank speichern zu dürfen, ist es nötig bestimmte Zahlen, die sehr spezifischen Bedingungen entsprechen müssen zu errechnen. Dieses Proof-of-Work genannte Verfahren ist zugleich einer der größten Kritikpunkte am Bitcoin-System. Denn die notwendigen Berechnungen sind überaus aufwändig und dementsprechend energieintensiv.

Immer wieder liest man unfassbare Vergleichswerte die herangezogen werden, um den Energieverbrauch des Systems zu beschreiben. Fürsprecher des Bitcoins argumentieren zwar, dass andere Zahlungsmethoden ebenfalls hohe Energie- und Ressourcenkosten generierten. Doch das entkräftet den Vorwurf der Energieverschwendung natürlich nur marginal.

Eines bedeutet der hohe Energieverbrauch auf jeden Fall. Die Kosten für Überweisungen im Bitcoin-System steigen bei hoher Auslastung der Blockchain exorbitant an. Im Dezember 2017, als der bisherige Höhepunkt des Bitcoin-Hypes erreicht wurde und der Preis auf mehr als 20.000 Dollar stieg, kosteten Überweisungen manchmal bis zu 50 Dollar. Das ist für kleine und mittlere Zahlungen natürlich kein tragbarer Preis.

Gibt es Lösungen für die Probleme des Bitcoins?

Einer der prominentesten Ansätze, mit denen Programmiererinnen und Programmierer aus aller Welt versuchen, das Bitcoin-System zu entlasten, ist das sogenannte Lightning-Network. Indem man Zahlungen off-chain leistet, versuchen die Entwicklerinnen und Entwickler die eigentliche Bitcoin-Blockchain zu entlasten. Ein bisschen kann man sich das vorstellen, wie wenn jemand einen Bar-Scheck ausstellt, um etwas zu bezahlen. Statt den Scheck direkt bei der Bank einzulösen, gibt die Empfängerin den Scheck wiederum an jemand anderen weiter, um eine Zahlung zu leisten.

Das kann beliebig oft passieren, bis jemand den Scheck einlöst oder er womöglich einfach wieder beim Aussteller landet, der ihn dann zerstören kann. Die Bank wird mit dem Hin und Her des Schecks nicht behelligt und doch findet eine Reihe bargeldloser Transaktionen statt. Noch hat das Lightning-Network einige Startschwierigkeiten. Doch es ist abzusehen, dass die Technologie besonders für Mikrotransaktionen enorme Vorteile hat.

Wird der Bitcoin momentan als Zahlungsmittel genutzt?

Ja. Es gibt durchaus Stellen, die Bitcoins als Zahlungsmittel annehmen. In Deutschland ist zum Beispiel der Essens-Lieferdienst Lieferando bekannt dafür, auch Bitcoin-Zahlungen entgegenzunehmen. Lieferando, genauso wie viele andere Anbieter, die Bitcoins akzeptieren, lässt die Kryptowährung aber direkt in Euro umtauschen. Damit stellt Bitcoin hier ganz praktisch nur eine Methode dar, Euro zu bewegen.

Um seiner selbst willen, trauen momentan nur wenige dem Bitcoin. Dazu gehören zum Beispiel einige Online-Casinos, bei denen direkt mit Bitcoin gespielt werden kann. Für Betreiber und Spieler gleichermaßen stellt das schnelle und im Moment auch wieder preiswerte Zahlungsverfahren dabei eine attraktive Alternative zu Kreditkarten und anderen von Banken kontrollierten Zahlungsverfahren dar. Interessenten können hier mehr erfahren und sich über Bitcoin-Online-Casinos schlau machen.

Es ist also festzuhalten, ja, der Bitcoin wird als Zahlungsmittel verwendet. Häufig aber nur als Alternative zu Kreditkarte und Co., um Euro zu bewegen. Nur in wenigen Fällen ersetzt der Bitcoin für die Vertragspartner tatsächlich die Fiat-Währungen.

Taugt der Bitcoin als Wertanlage?

Für viele Leserinnen und Leser wesentlich interessanter ist sicherlich, ob der Bitcoin als Wertanlage mittel- und langfristig Gewinn verspricht. Die Antwort auf diese Frage ist ernüchternd: Vermutlich ja, um eine sichere Anlage handelt es sich aber nicht.

Die Gesamtmenge an jemals produzierbaren Bitcoin ist strengstens limitiert. Niemals werden mehr als 21 Millionen Bitcoins in Umlauf gebracht werden können und schon jetzt sind rund 18 Millionen davon gemined worden. Dazu kommt, dass immer wieder Bitcoins verloren gehen. Sei es in Form von sogenanntem Staub, sehr kleinen Bitcoin-Mengen, die von den Besitzerinnen und Besitzern einfach ignoriert und schließlich gelöscht werden oder durch Daten- und Passwortverlust. Die Gesamtmenge der nutzbaren Bitcoins dürfte also noch erheblich geringer sein als technisch vorgegeben.

Langfristiger Preisanstieg bei hoher Volatilität

Aufgrund dieser absoluten Knappheit der Token ist davon auszugehen, dass der Wert von Bitcoin langfristig immer weiter steigen wird. Selbst wenn das Interesse nachlassen und der Preis zwischenzeitlich einbrechen sollte. Es ist davon auszugehen, dass es immer wieder zu Preisanstiegen kommen wird. Angesichts der immer weiteren Verknappung des Angebots wird langfristig eine Erhöhung des Anlagewerts zu verzeichnen sein.

Allerdings ist absolut nicht auszuschließen, dass sich doch eines Tages eine zentrale Sicherheitslücke in den für unknackbar gehaltenen kryptographischen Algorithmen finden wird, die den Bitcoin gegen Angriffe schützen. Auch ein deutlicher Verlust an Rechenpower würde das Netzwerk merklich schwächen. Das könnte dazu führen, dass Instabilitäten entstehen. Dies könnten nicht nur technische, sondern vor allem ökonomische Folgen für das System haben.

Vor allem ist aufgrund der enormen Volatilität der Bitcoin-Preise nicht absehbar, dass mit den Anlagegewinnen aus Bitcoin sicher zu planen ist. Wer heute investiert, kann zwar hoffen, dass die Preise sich binnen weniger Monate vervielfachen. Doch anders als bei vielen anderen Investitionsgütern gibt es keine Möglichkeit, sicher vorherzusehen, wann es zu Preisanstiegen kommen wird. Oder noch wichtiger: wann ein Verfall droht.

Chance auf Stabilisierung

Zu stabilen Verhältnissen und mittelfristig gleichmäßigem und angenehmem Wachstum dürfte wohl nur eine allmähliche Akzeptanz des Bitcoins bei mehr Händlern führen. Wenn der Bitcoin tatsächlich eine Chance hätte, als Alternative zu althergebrachten Währungen wahrgenommen zu werden. Neuseeland etwa hat unlängst angekündigt, Steuerzahlungen in Bitcoin akzeptieren zu wollen. Wenn sich derartige Entwicklungen fortsetzen, gibt es eine realistische Chance, dass der Bitcoin sich langfristig stabilisiert und eine sichere Anlageform wird.

Doch ganz eindeutig ist dazu noch einiges an technischer Arbeit vonnöten, um über Lösungen wie das Lightning-Network die vorhandenen Skalierungsprobleme im Bitcoin-Netz zu lösen. Im Moment scheinen andere Systeme wie Stellar, Ripple oder Facebooks angekündigte Kryptowährung Libra sicherer auf Preissprünge zu reagieren. Sie wären damit zwar weniger zum Zocken aber womöglich als langfristige Wertanlage geeignet.

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veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.