Der zuletzt ins Wanken geratene US-amerikanische Bürovermieter WeWork unternimmt erneut einen Anlauf zum Börsengang. Mit Hilfe eines leeren Börsenmantels (Spac) soll das Vorhaben erfolgreich sein. WeWork fusioniert zu diesem Zweck mit der BowX Acquisition Corp. Der Bürovermieter selbst wird von Analysten aktuell mit circa neun Milliarden Dollar bewertet.

WeWork: Erster Börsengang 2019 gescheitert

Bereits im Jahr 2019 hatte das Unternehmen kurz vor einem Börsengang gestanden. Das Unternehmen wurde zum damaligen Zeitpunkt mit rund 47 Milliarden Dollar bewertet, WeWork galt zwischenzeitlich als wertvollstes Startup der Welt.

Allerdings scheiterte damals das Vorhaben unter anderem an der gewachsenen Kritik am Gründer Adam Neumann, der seinerseits durch einen exzentrischen Führungsstil auf sich aufmerksam zog. Er machte sich dabei entsprechend kaum Freunde. Darüber hinaus gab es in weiteren Teilen erhebliche Zweifel am Geschäftsmodell der Firma. Letztendlich musste Großaktionär Softbank das Startup durch die Verabreichung einer Finanzspitze vor der drohenden Insolvenz retten.

WeWork unternimmt erneuten Versuch

Um trotz aller bestehenden widrigen Umstände erfolgreich einen Gang aufs Börsenparkett bewerkstelligen zu können, hat sich das US-Unternehmen dazu entschlossen, dort über eine sogenannte leere Unternehmenshülle Fuß fassen zu können.

Dabei handelt es sich um „Special Purpose Acquisition Companies“ (Spac). Diese sind zwar offiziell und vollkommen legal an der Börse notiert, verfügen jedoch über kein eigens Geschäft im klassischen Sinn. Ziel einer Spac ist es, andere Unternehmen durch eine Fusionierung an der Börse zu platzieren.

Derzeit verzeichnet das Geschäftsmodell einen regelrechten Boom in den USA, weshalb sich inzwischen die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC eingeschaltet und diese Unternehmenshüllen ins Visier genommen hat.

Wie es in diesem Zusammenhang aus Insider-Kreisen heißt, hatte WeWork im Vorfeld mit einigen Spacs verhandelt und kam mit BowX zu einer Einigung. BowX war im August 2020 an die Nasdaq gegangen – mit einem Kapital in Höhe von 420 Millionen Dollar.

Der Bürovermieter hatte im vergangenen Jahr einen Verlust von insgesamt 3,2 Milliarden Dollar verkraften müssen, wie aus einer Präsentation rund um den geplanten Börsengang jüngst zu entnehmen war.

Verdopplung der Büro-Belegungsraten

Die Verluste von WeWork kommen nicht von ungefähr. So ist die Belegungsrate vor dem Hintergrund der nach wie vor andauernden Corona-Pandemie allein im vergangenen Jahr auf 47 Prozent drastisch eingebrochen. Vor dem Ausbruch der Pandemie konnte das US-Unternehmen Anfang des Jahres 2020 mit einer Belegungsrate in Höhe von 72 Prozent aufwarten.

Dank der weltweit begonnenen Impfkampagnen soll sich das Unternehmen allerdings schnell wieder erholen können. Die Firma geht aktuell davon aus, dass die Belegungsrate bis Ende 2022 auf nahezu 90 Prozent ansteigt und ein bereinigter Vorsteuergewinn von 485 Millionen Dollar zu erwarten sei, wie es in einer Mitteilung des Unternehmens heißt.

Skeptische und ebenso erfahrene Analysten stellen hinter diese Prognosen grundsätzlich immer ein großes Fragezeichen, wie wiwo.de schreibt. Schließlich könnten weitere, bislang noch unbekannte Einflussfaktoren schnell solche positiv dargestellten Zahlen zunichte machen können. Ein möglicher Negativfaktor könnte etwa ein anhaltender Trend zum Homeoffice auch nach der Pandemie sein.

veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.