Chef werden als großes Karriereziel – das war einmal. Laut einer aktuellen Umfrage wollen immer weniger Deutsche eine Führungsposition übernehmen. Die Gründe dafür sind unklar.
Für immer mehr Beschäftigte ist es offenbar keine Option, einmal eine Führungsposition in ihrem Unternehmen zu übernehmen. Vorbei die Zeit, als junge Angestellte neidisch auf ihren Chef waren, und gern selbst diese Rolle einnehmen wollten? Noch nicht ganz. Eine Umfrage der Initiative Chefsache zeigt aber ein deutlich zurückgehendes Interesse an der Chefrolle.
Nur jede dritte Frau strebt Chefposten an
Demnach wollen nur noch 40 Prozent der Männer und 33,7 Prozent der Frauen eine Führungsposition in ihrem Unternehmen übernehmen, wie der Spiegel schreibt. Dem Magazin lag die Studie vorab vor. Bei der letzten Befragung im Februar 2018 gaben noch 45,1 Prozent der Männer und 37,5 Prozent der Frauen eine Position als Chef als Ziel an. Für die Studie befragten die Macher rund 5.000 Berufstätige und Studenten ab 18 Jahren.
Interessant ist, dass sich die Beschäftigten in Karrierefragen von ihren Chefs besser unterstützt fühlen, wie es im Spiegel heißt. Fast die Hälfte aller befragten Frauen gaben an, dass ihr Arbeitgeber sie dabei unterstütze, ohne Nachteile zeitlich und räumlich flexibel arbeiten zu können. Der Anteil der Frauen, die sich in ihrem Beruf mit Vorurteilen wegen ihres Geschlechts konfrontiert sehen, sank von 23,7 auf 18,7 Prozent.
Spannungsfeld Karriere: Beschäftigte wollen nicht Chef sein
Warum dann immer weniger Deutsche Chef oder Chefin werden wollen, geht aus der Umfrage nicht hervor. Angelique Renkhoff-Mücke, Mitglied der Initiative Chefsache und Warema-Chefin, meint, dass Führungsaufgaben immer anspruchsvoller würden. In diesem Spannungsfeld wollten demnach immer weniger Beschäftigte leben und arbeiten, zitiert sie der Spiegel. Die Karriere, so die Meinung von Renkhoff-Mücke, verbinden offenbar nicht mehr alle automatisch mit Führungsverantwortung.
Dass sich immer mehr Mitarbeiter eine Karriere ohne Führungsposition wünschen, konstatiert auch t3n. Eine Lösung könnte die Expertenkarriere sein, wie sie etwa seit 2017 bei Otto getestet wird. Neben jüngeren Mitarbeitern gehören auch Ältere zur Zielgruppe für eine mögliche Expertenkarriere. Ältere Kollegen, die ihre Führungsrolle abgeben wollen, könnten bei Otto künftig zum Beispiel Advisor werden, wie Susanne Heinrichs, HR- und Recruiting-Chefin bei Otto t3n erzählt hat.
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