Die meisten von uns bringen Briefmarken mit Vaters oder Großvaters Zeiten in Verbindung. Denn bis vor rund 30 Jahren sammelten viele Menschen in Deutschland die kleinen Postwertzeichen. Die Anzahl der Briefmarkensammler ist allerdings in den letzten 20 bis 30 Jahren erheblich zurückgegangen.

Das Briefmarkensammeln scheint heutzutage völlig aus der Mode gekommen. Allerdings gibt es am Anlagemarkt einen durchaus erstaunlichen Trend: Zwar steigt die Anzahl der Briefmarkensammler in Deutschland nicht. Es gibt jedoch immer mehr Investoren, die sich für dieses Sammlergebiet interessieren. Sie wollen Briefmarken als Kapitalanlage nutzen.

In welche Anlagesparte fallen Briefmarken?

Bevor wir näher darauf eingehen, wodurch sich das Investment in Briefmarken auszeichnet, worauf man achten sollte und welche Renditen zu erwarten sind, möchten wir darüber informieren, in welche Anlagegruppe Briefmarken überhaupt fallen. Die meisten Experten ordnen die kleinen Postmarken der großen Gruppe der Sachwertanlagen zu.

Dies hat vor allem damit zu tun, dass die kleinen Marken sowohl bezüglich der erzielbaren Rendite als auch der Wertigkeit nicht von der Inflation oder dem allgemeinen Zinsniveau am Markt abhängig sind. Damit reihen sich die Briefmarken in eine große Gruppe von Sachwerten ein, in die Anleger investieren können, wie zum Beispiel:

Anleger im Briefmarkensegment sollten sich also auf diesem Gebiet bestens auskennen. Darauf werden wir in der Folge ebenfalls näher eingehen.

Warum sind Briefmarken als Geldanlage geeignet?

Im Prinzip ist die Begründung dafür, warum Briefmarken als Geldanlage geeignet sind, relativ einfach. Fast jedes etwas hochwertigere Sammlergebiet lebt davon, dass es einige Exemplare der jeweiligen Sammlung nur sehr selten gibt. Aber auch vollständige Sammlungen haben oftmals einen besonderen Wert. Das trifft ganz besonders auf Briefmarken zu.

Briefmarken sind vor allem deshalb als Kapitalanlage geeignet, weil es einige Exemplare gibt, die relativ selten und darum äußerst begehrt bei Sammlern sind. Hier greift also das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Das führt dazu, dass die selteneren Exemplare in limitierter Auflage oftmals deshalb mit steigenden Preisen ausgestattet sind, weil eben die Nachfrage (zum Teil deutlich) größer als das vorhandene Angebot ist. Das Investment in Briefmarken funktioniert also in erster Linie auf Grundlage der normalen Marktgegebenheiten zur Preisbildung.

Breite Masse an Marken für Anleger uninteressant

Wie in nahezu jedem Anlage- und Sammlerbereich gibt es zwischen den einzelnen Angeboten und Sammlerstücken teils enorme Unterschiede. Dies trifft sicherlich ganz besonders auf die Briefmarken zu.

Nahezu über 90 Prozent aller am Markt vorhandenen und angeboten Postmarken sind für Anleger deshalb völlig uninteressant. Sie haben entweder ohnehin einen sehr geringen Wert haben oder es ist keine positive Wertentwicklung zu erkennen. Das liegt etwa daran, dass einfach kein Interesse an den Marken besteht. Eine in den 1980er-Jahren in einer Millionenauflage gedruckte Briefmarke dürfte nie eine rentable Geldanlage ermöglichen.

Aus diesem Grund konzentrieren sich Investoren, die Briefmarken nicht in erster Linie als Sammelobjekte, sondern als Kapitalanlage betrachten, natürlich auf seltenere Exemplare mit einem überdurchschnittlich hohen Wert. An dieser Stelle knüpfen wir an unsere vorherige Aussage an. Nämlich, dass es sich bei Briefmarken um ein Investitionsgebiet handelt, in dem sich der jeweilige Akteur bestens auskennen sollte.

Man muss nämlich mindestens beurteilen können, welche Marken überhaupt als Kapitalanlage interessant sind. Ebenfalls einschätzen sollte man können, wie sich der aktuelle Marktpreis gegenüber dem fairen Preis darstellt. Auch die mögliche Entwicklung in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten im Hinblick auf den Preis sollte kein Rätsel sein.

Bei vielen Briefmarken, die als Geldanlage dienen können, ist deren Wert und Attraktivität von den folgenden Faktoren abhängig:

  • In welchem Jahr wurde die Briefmarke geprägt?
  • Aus welchem Land stammt die Briefmarke?
  • Handelt es sich um einen Standarddruck oder gibt es Fehler?
  • In welcher Auflage wurde die Briefmarken gedruckt?
  • Wie ist das Interesse am Markt (Verhältnis von Angebot und Nachfrage)?
  • Welches Motiv ist auf der Briefmarke zu sehen?
  • Wie gut ist die Briefmarke erhalten?

Einzigartige Marken

All diese Faktoren und weitere Punkte beeinflussen nicht nur den Marktpreis der Briefmarke, sondern auch die Entscheidung der Anleger, ob es sich um eine interessante Geldanlage handeln kann oder nicht. Besonders wertvoll sind natürlich solche Briefmarken, die es in einer extrem geringen Stückzahl gibt. Manche Marken sind sogar einzigartig. Wobei sich solche wiederum weniger als Anlage eignen, da es eben nur eine dieser Marken gibt.

Stattdessen empfehlen Experten, dass sich Anleger auf solche Briefmarken konzentrieren sollten, von denen es nicht nur eine Hand voll gibt, die aber natürlich auch keinen Massenmarkt darstellen. Vom Investitionsbetrag her sind für Anleger vor allem Marken interessant, bei denen sich der aktuelle Wert im Bereich zwischen 1.000 und 5.000 Euro bewegt. Diese Marken sind gut handelbar, ganz im Gegensatz zu sehr teuren Briefmarken, die vielleicht ein Wert von mehreren Zehntausend oder über 100.000 Euro haben.

Worauf sollten Investoren bei der Anlage in Briefmarken achten?

Wie bereits erwähnt, sollten sich Anleger nur dann für Briefmarken als Geldanlage entscheiden, wenn sie sich in dem Gebiet auskennen oder die Zeit und Lust haben, umfangreich Informationen zu sammeln. In dem Zusammenhang gibt es natürlich einige Punkte zu beachten. Allen voran, ob man beim Kauf einen realistischen Marktpreis zahlt. Leider existieren am Markt zudem bei den besonders attraktiven Briefmarken auch zahlreiche Fälschungen. Das ist ein weiteres Risiko der Anlage.

Hilfreich ist es sicherlich, Experten zurate zu ziehen, bevor man Briefmarken mit einem höheren Wert kauft. Vor dem Kauf kann dieser beispielsweise beurteilen, ob es sich tatsächlich um eine Originalmarke handelt. Auch erkennt er Beschädigungen, die man vielleicht mit bloßem Auge gar nicht entdecken kann. Zuletzt stellt sich natürlich noch die Frage der Aufbewahrung, insbesondere dann, wenn die Marken einen Gesamtwert im fünf- oder sogar sechsstelligen Eurobereich haben. Empfehlenswert ist ein Banksafe, in dem sich die winzigen Papiermarken gut unterbringen lassen.

Briefmarken-Anlage: Rendite schwer zu prognostizieren

Konkrete Aussagen zur Rendite lassen sich natürlich nicht tätigen, denn der Ertrag hängt insbesondere von der Beliebtheit der Marke ab. Dies kann mitunter auch von Zufällen abhängig sein. Etwa, wenn sich Käufer und Sammler aufgrund bestimmter Entwicklungen plötzlich für bestimmte Motive, Druckjahre oder Serien interessieren. Dies macht die Anlage in Briefmarken natürlich nicht einfacher, da es in Grenzen auch von Zufällen geprägt sein kann, wie sich der Wert der Marken entwickelt.

Grundsätzlich ist jedoch festzuhalten, dass immer mehr Anleger Briefmarken als interessante Kapitalanlage-Möglichkeit entdeckt werden. Die jeweiligen Marken erhält man oftmals von privaten Verkäufern über spezielle Plattformen. Manchmal allerdings ebenso über Briefmarkenhändler. Diese existieren nur noch selten vor Ort, meistens nur noch in größeren Städten. In erster Linie dominiert auch hier der Online-Handel.

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veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.