Vielleicht haben auch Sie schon einmal eine E-Mail bekommen, in der Ihnen eine bestimmte Aktie als brandheißer Geheimtipp empfohlen wurde? Derartige Tipps gibt es nach wie vor häufiger, jedoch sind sie in den wenigsten Fällen seriös oder bringen bei Weitem nicht den erhofften Gewinn, den sich Anleger versprechen. Doch was steckt eigentlich hinter diesen Empfehlungen? Was wird als Aktien-Geheimtipps bezeichnet? Aus welchem Grund werden angeblich geheime Tipps einer möglichst breiten Masse zugänglich gemacht und worauf sollten Sie in dem Zusammenhang auf jeden Fall achten?

Zunächst einmal möchten wir festhalten, dass mit Geheimtipps bezüglich bestimmter Aktien natürlich nicht die Analystenmeinungen und Empfehlungen gemeint sind, die beispielsweise in TV-Sendungen oder anderen Medien veröffentlicht werden. Auf diesen Unterschied gehen wir allerdings am Ende des Beitrags noch etwas näher ein. Stattdessen versteht man unter Geheimtipps bei Aktien eher solche Tipps, die einen sehr starken Marketing-Charakter haben.

Ein – meistens übrigens völlig unbekannter – Tippgeber empfiehlt einen bestimmten Aktienwert zum Kauf, weil dieser angeblich in den nächsten Tagen, Wochen oder spätestens Monaten ein enormes Kurspotenzial haben soll. Typisch für derartige Aktien-Geheimtipps ist auch der Verbreitungsweg, denn Sie werden derartige Hinweise selten in den TV-Medien finden. Es sind andere Kanäle, auf die wir im Laufe des Beitrages noch näher eingehen werden.

Geheimtipps für die breite Masse – ein Widerspruch an sich!

Dass die weitaus meisten Aktien-Geheimtipps kaum als seriös zu bezeichnen sind, macht bereits die Tatsache deutlich, dass angeblich geheime Hinweise einer möglichstbreiten Masse zugänglich gemacht werden. Das Wort geheim beinhaltet nämlich eigentlich, dass eben nur ein kleiner und sehr ausgewählter Kreis davon wissen soll, jedoch ist bei Aktientipps in dieser Rubrik genau das Gegenteil der Fall. Das Ziel der Tippgeber besteht nämlich fast immer darin, dass möglichst viele Menschen von der Aktie erfahren und diese dann im Idealfall kaufen.

Was steckt hinter den Aktien-Geheimtipps?

In der überwiegenden Mehrheit aller Fälle steckt nur ein Ziel hinter der Verbreitung der Aktien-Geheimtipps. Dieses besteht darin, dass der Tippgeber selbst möglichst viel Geld damit verdienen möchte. Doch wie funktioniert dies im Detail? In der Regel verlaufen die Aktien-Geheimtipps nach dem folgenden Schema:

  • Tippgeber sucht eine passende Aktie aus
  • Tippgeber kauft Aktien zunächst selbst in größerem Umfang
  • Möglichst schnelle und umfangreiche Verbreitung des Geheimtipps
  • Möglichst viele Interessenten kaufen die Aktie
  • Aktienkurs steigt
  • Tippgeber verkauft seine Position mit Gewinn
  • Aktienkurs fällt wieder deutlich

Nach diesem Schema verlaufen über 90 Prozent aller Aktien-Geheimtipps. Die Funktionsweise ist damit eigentlich leicht zu durchschauen. In kurzen Sätzen geht der Tippgeber so vor, dass er zunächst eine Aktie aussucht und diese in größerem Umfang kauft. Dann verbreitet er seine Tipps mit dem Ziel, dass ihm möglichst viele Anleger folgen und ebenfalls die Wertpapiere erwerben. Das führt zwangsläufig zu zum Teil deutlich steigenden Kursen.

Hat der Tippgeber dann durch den Kursanstieg einen für ihn ausreichenden Gewinn erzielt, verkauft er seine Position. Da diese relativ groß ist, fällt der Kurs zum Teil wieder deutlich, sodass nur wenige Anleger tatsächlich die Chance haben, ebenfalls Gewinne zu erzielen.

Wie werden Geheimtipps bei Aktien verbreitet?

Wie bereits angesprochen, werden Aktien-Geheimtipps der nicht seriösen Art im Prinzip nicht in relativ teuren Medien verbreitet, wie zum Beispiel dem Fernsehen. Stattdessen findet die Verbreitung über Kanäle statt, mit denen der Tippgeber mit einem möglichst geringen Aufwand und zudem geringen Kosten eine hohe Anzahl Interessenten erreichen kann. Bestens geeignet dafür sind vor allen Dingen die folgenden Marketingkanäle:

  • E-Mail
  • Newsletter
  • Webseite
  • Social-Media

Mitunter werden auch noch Anzeigen in Zeitungen in Fachzeitschriften oder in der Lokalpresse geschaltet, was mittlerweile allerdings nicht mehr häufig passiert. Vor allem stehen die Social-Media-Kanäle wie Facebook, Twitter oder Instagram im Vordergrund. Denn dort erreicht der Tippgeber eine Vielzahl von Anlegern und somit potenziellen Interessenten für wenig oder gar kein Geld. Dies ist übrigens eines der Hauptmerkmale unseriöser Aktientipps, nämlich dass sie wie aus dem Nichts plötzlich in allen genannten Medien zu finden sind, dann aber zeitlich sehr befristet.

Woran erkenne ich unseriöse Aktientipps?

Wie bereits angesprochen, dienen die meisten Aktien-Geheimtipps nur dazu, die Taschen des Tippgebers zu füllen. Sie als Anleger profitieren kaum, gar nicht oder erleiden sogar durch das Investment höhere Verluste. Daher stellt sich die wichtige Frage, wie Sie derartige unseriöse Geheimtipps erkennen können.

Tatsächlich existieren durchaus einige Merkmale, die einen Hinweis darauf geben können, dass es sich nicht um eine seriöse Anlageempfehlungen handelt, mit der Sie eine gute Renditeerzielen können. Es handelt sich dabei unter anderem um die folgenden Merkmale, die auf einen nicht seriösen Tipp hindeuten können:

  • Schlagartige Verbreitung der Aktie in den Social-Media Kanälen
  • Tippgeber völlig unbekannt
  • Extrem hohe Gewinnversprechungen („400 Prozent Rendite in drei Monaten)
  • Oftmals ausländische Nebenwerte (unbekannter Aktien)
  • Fantasievolle Story hinter der Aktie
  • Kurswert häufig im Bereich zwischen wenigen Cent und maximal fünf Euro

Diese Merkmale, besonders wenn sie in der Summe auftreten, deuten stark darauf hin, dass es sich um einen unseriösen Aktien-Geheimtipp handelt.

Aktien-Geheimtipps von seriösen Analystenempfehlungen unterscheiden

Wie zu Beginn erwähnt, sollten Sie Aktien-Geheimtipps auf jeden Fall äußerst kritisch gegenüberstehen. Dabei wäre es allerdings ein Fehler, sämtliche Aktien-Empfehlungen als unseriös einzustufen. Besonders die Meinungen anerkannter Analysten, Banken und seriöser Finanzdienstleister sind definitiv von unseriöse Geheimtipps zu unterscheiden. In diesem Fall geht es tatsächlich darum, den Anleger auf ein besonderes Potenzial einer Aktie aufmerksam zu machen, ohne dass der Tippgeber selbst davon profitieren würde.

Aufgrund der existierenden Compliance-Richtlinien dürfen Analysten oder Finanzexperten, deren berufliche Tätigkeit zumindest in größerem Umfang darin besteht, Aktien zu bewerten und zu empfehlen, die Wertpapiere gar nicht selbst handeln. Dies ist ein sehr begrüßenswerter Mechanismus und gleichzeitig ein eindeutiger Hinweis darauf, dass es sich um seriöse Empfehlungen handelt.

Ohnehin bewegen sich die echten Geheimtipps in einem rechtlichen Graubereich. Zwar ist es nicht verboten, Aktien selbst zu kaufen und dann andere potenzielle Käufer zu überzeugen. Grenzwertig oder mehr ist es jedoch, wenn „Tatsachen“ erfunden werden, nur mit dem Ziel, ein Kaufinteresse zu wecken.

Fazit zu brandheißen Aktientipps: größte Vorsicht ist geboten!

Auch wenn es verführerisch ist, eine Aktie zu erwerben, die angeblich in den nächsten Monaten Ihr Kapital zum Beispiel verfünffachen kann: Seien Sie gerade deshalb gegenüber derartigen brandheißen Tipps extrem kritisch. Nur selten halten die Empfehlungen, was sie versprechen.

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veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.