Fußballclubs an der Börse

Fußball ist ein Sport mit zahlreichen Facetten. Leidenschaftliche Auseinandersetzungen, dramatische Niederlagen, ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl unter Fans und der Nervenkitzel jedes geschossenen Tores sind nur einige davon. Was viele allerdings nicht wissen: Mit dem Lieblingsverein können manche Menschen sogar Geld machen. Das liegt daran, dass einige Fußballclubs mit ihrem Verein an die Börse gegangen sind. Seither können Investoren und Fans sich dazu entscheiden, Anteile des Vereins zu kaufen und damit im Idealfall sogar Geld machen. Für viele steht der finanzielle Aspekt allerdings nicht im Vordergrund, stattdessen wollen Anleger oftmals einfach ihren Club finanziell unterstützen. Ob sich das Investment nur für echte Fans lohnt oder auch monetäre Vorteile bringen kann, wollen wir uns einmal genauer ansehen!

Warum sind Fußballvereine an der Börse?

Die meisten Fußballvereine kommen niemals an den Punkt, ihren Club an der Börse zu listen. Das liegt zum einen daran, dass sie eine gewisse Größe nicht erreichen, zum anderen, dass sie ihren Investoren keine klassischen Aktien bieten können. Während ein Unternehmen einen konkreten Plan für die nächsten Jahre aufstellen kann, ist dies bei Sportvereinen im kompetitiven Wettkampf nicht möglich. Ein Verein kann nicht festlegen, wie viele Spiele in den nächsten zehn Jahren gewonnen werden sollen, denn dazu spielt Glück eine viel zu große Rolle im Sport. Natürlich können auch andere Unternehmen nicht garantieren, dass sie ihre Erfolgsprognosen tatsächlich einhalten werden, trotzdem ist das Wachstum deutlich stabiler. Damit können Betriebe an der Börse für ihre Investoren klarer definieren, welche Erfolge sie sich erwarten können.

Aber warum investiert dann überhaupt jemand in Fußballvereine? Zum einen, weil sie lukrativ sein können, zum anderen, weil sich unter den Anlegern auch viele Fans befinden, die ihre Starspieler unterstützen möchten. Für die Vereine kann das Investment eine wertvolle Finanzspritze sein, die dabei hilft, den Weg nach oben zu ebnen. Mehr Geld bedeutet auch bessere Trainer, neue Spieler und voll ausgestattete Trainingsstätten. Diese Faktoren sind maßgeblich für die Weiterentwicklung im Sport verantwortlich.

Wenn sich sowohl unabhängige Investoren und Fans unter den Anlegern befinden, ergibt sich eine weitere Schwierigkeit: Beide verfolgen meist unterschiedliche Interessen und haben deshalb andere Ansichten, wenn es um Entscheidungen geht. Dies kann man z. B. beim Thema Dividenden sehen. Während Investoren meist dafür stimmen, dass regelmäßige Dividenden ausgezahlt werden, sind viele Fans der Meinung, das Geld wäre besser investiert, wenn damit etwas für den Verein getan wird. Da sie sich von ihrem Investment in der Regel keine großen finanziellen Gewinne erhoffen, verzichten sie oftmals gern auf die Auszahlungen während des Jahres.

Caption: Borussia Dortmund ist einer von zwei börsennotierten Vereinen in Deutschland.

Welche Clubs findet man an der Börse?

In Deutschland gibt es derzeit nur zwei Vereine, die an der Börse gehandelt werden. Wer dabei nur an die ganz Großen denkt, der irrt sich. Zwar ist einer der beiden börsennotierten Vereine Borussia Dortmund, der klar zur Elite in der Bundesliga zählt, bei dem zweiten handelt es sich jedoch um den SpVgg Unterhaching, der nur in der Regionalliga Bayern spielt. Beide Vereine haben eine turbulente Vergangenheit am Aktienmarkt erlebt. Borussia Dortmund fiel 2009 auf ein absolutes Kurstief, konnte sich dann innerhalb einiger Jahre jedoch wieder erholen. 2019 stieg die Aktie dann wieder auf ein Rekordhoch. Seither ist sie nicht mehr so stark gefallen wie bisher, konnte ihren Wert allerdings auch nicht gänzlich halten.

Der SpVgg Unterhaching ging 2019 an die Börse, seine Aktie konnte sich nur wenige Monate relativ stabil halten, bevor sie 2021 auf ein Tief abstürzte. Zwar hat sich der Kurswert mittlerweile wieder erholt, den Einstiegskurs konnte der Verein allerdings bisher nicht wieder erreichen. Auf internationaler Ebene findet man ebenfalls einige Clubs, die sich an die Börse gewagt haben. Dazu zählen unter anderem Ajax Amsterdam, AS Rom, Juventus Turin und Manchester United. Sieht man sich die einzelnen Bilanzen genauer an, wird schnell klar, dass keine der Aktien in den letzten 20 Jahren eine große Wertsteigerung erlebt hat. Aber auch große Verluste haben die wenigsten Anleger damit gemacht. Nun stellt sich also die Frage: Wann lohnt sich eine Investition überhaupt?

Was beeinflusst den Kurs der Fußballaktien?

Wer sich überlegt, in eine Aktie zu investieren, möchte dabei meist finanzielle Vorteile genießen. Aber auch das Mitspracherecht bei Anlegerversammlungen kann eine Motivation sein. Der erste Schritt zu einem Aktienkauf ist, sich über das jeweilige Unternehmen oder den Verein zu informieren. Wie sieht die geplante Zukunft aus und wie realistisch sind Erfolgsversprechen wirklich? Dabei werfen potenzielle Käufer einen Blick auf den vergangenen Kurs, sehen sich ähnliche Unternehmen an oder analysieren die generelle Marktsituation. Auch bei Fußballclubs kann eine ähnliche Herangehensweise Sinn machen. Wie gut ist der Club derzeit in den regionalen oder internationalen Ligen aufgestellt? Wie groß sind die Chancen auf den Sieg?

Nehmen wir dazu erneut Borussia Dortmund als Beispiel. Der Verein macht eine gute Figur in der Bundesliga und scheint das einzige Team zu sein, das in der Bundesliga 2021/22 eine echte Konkurrenz für den Langzeitmeister Bayern darstellt. Das kann den Kurs positiv beeinflussen – selbst wenn die Mannschaft am Ende nicht zum großen Sieger wird. Denn ähnlich wie bei anderen Aktien können bereits positive Vorhersagen dazu führen, dass mehr Käufer auf den Zug aufspringen und damit den Kurs nach oben treiben. So hat auch die derzeitige Bundesliga Prognose einen Einfluss auf den Kurs der Anleihen von Borussia Dortmund. Zwar wird der Club nicht als Favorit gehandelt, trotzdem schlägt sich die Mannschaft wacker und hat immer noch eine Chance, den großen Meister Bayern München zu schlagen. Die Leistung des Vereins hat auch eine Auswirkung auf den Kurs der Aktien, denn ein Sieg könnte großes Interesse bei Investoren erzeugen. Gleichzeitig können die positiven Einschätzungen für Bayern München auch einen negativen Effekt auf den Dortmunder Konkurrenten haben.

Soll man nun in Fußballaktien investieren? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Für Fußballfans kann es eine tolle Chance sein, ein Mitspracherecht bei Anlegerversammlungen zu bekommen und gleichzeitig den Lieblingsverein zu unterstützen. Für Investoren, die einen ordentlichen Profit machen wollen, sind Fußballaktien kaum die richtige Entscheidung. Trotzdem können sie ein relativ stabiles Asset in einem diversifizierten Portfolio sein. Wichtig ist dabei jedoch, die Pros und Kontras gut abzuwiegen.

veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.