Factoring bezeichnet einen Vorgang, bei dem ein Unternehmen Forderungen gegenüber seinen Kunden aus Dienstleistungen oder Waren an ein Factoring Institut verkauft. Für das Unternehmen besteht der Vorteil aus dieser Handlungsweise darin, dass sich eine sofortige Liquidität unmittelbar aus den Außenständen ableiten lässt. Vor Vertragsabschluss des Unternehmens mit dem Factoring Institut überprüft ein sogenannter Factor fortlaufend und eigenständig die Bonität der Abnehmer und übernimmt das volle Ausfallrisiko bis zum vertraglich vereinbarten Limit. Factoring gilt in Branchenkreisen auch als umsatzkongruente Form der Finanzierung, was bedeutet, dass diese Form der Finanzierung bei eventuell steigenden Unternehmensumsätzen quasi mitwächst. Darüber hinaus ist das Factoring allerdings weit mehr als bloß eine bestimmte Form der Unternehmensfinanzierung.

Factoring erhöht den Liquiditätsfaktor von Unternehmen umgehend

Denn es werden nicht nur bloße Forderungen in Liquidität umgewandelt, sondern auch ein umfassender Schutz vor Forderungsausfällen gewährt. Falls vertraglich so gewünscht und vereinbart, kann Factoring auch die komplette Übernahme des Forderungsmanagements beinhalten. Dadurch, dass Factoring einem Unternehmen sofortige Liquidität verschafft, können beispielsweise zusätzlich Erträge im Einkauf beschafft oder Sonderkonditionen oder Skonti genutzt werden. Der Ausfallschutz wird von den Factoring Instituten gesichert und garantiert darüber hinaus stets aktuell gehaltene Informationen über die Debitoren, also die jeweiligen Abnehmer. Für Unternehmen, welche das Factoring nutzen, sind somit sichere Vertriebswege garantiert.

Eine Vielzahl von Branchen profitiert vom Factoring

Besonders viele mittelständische Unternehmen profitieren vom Factoring aufgrund der administrativen Entlastung mit der Auslagerung des Forderungsmanagements. Werden Forderungen von einem Unternehmen verkauft, so erfolgt dadurch auch eine Bilanzverkürzung, was wiederum zu besseren Bilanzkennzahlen führt. In Zeiten von Basel III ist dieser Umstand auch gegenüber Kreditinstituten und Banken ein immer wichtiger werdendes Instrument. Alles in allem ist es daher nicht verwunderlich, dass Factoring bereits in etwa 40 verschiedenen Branchen eine gern genutzte Form der Unternehmensfinanzierung darstellt. Wichtigste Kunden für das Factoring sind das Ernährungsgewerbe, Metall verarbeitende Betriebe, Handelsvermittlungen, Maschinenbauunternehmen, der Fahrzeugbau, die Chemieindustrie, die Hersteller von elektronischen Bauelementen sowie das Druck- und Verlagsgewerbe. Zunehmend an Bedeutung gewonnen hat darüber hinaus das Factoring im Bereich medizinischer Forderungen.

Die Vorteile des Factoring für Unternehmen

Der Mittelstand, als weiter Bereich, weist aber immer noch ein erhebliches Potenzial auf, wenn es darum geht, Factoring als attraktive und alternative Form der Unternehmensfinanzierung nutzbar zu machen. Viele Vorteile, die sich Firmen mit der Inanspruchnahme des Factoring verschaffen könnten, sind immer noch oftmals gar nicht oder zu wenig bekannt. Statt hoher Außenstände verschafft Factoring eine unmittelbar zur Verfügung stehende Liquidität und sorgt damit für unternehmerisches Wachstum. Das ist jedoch längst nicht der einzige Vorteil, denn die sogenannte mitwachsende, kongruente Finanzierung ermöglicht den Unternehmen eine ebenso sichere wie verlässliche Finanzplanung. Der allgemeine finanzielle Handlungsspielraum vergrößert sich durch die Inanspruchnahme von Factoring Dienstleistungen für die meisten mittelständischen Unternehmen beträchtlich.

Factoring verschafft schon nach kurzer Zeit einen klaren Wettbewerbsvorteil

Gegenüber den Debitoren können längere Zahlungsziele eingeräumt werden, außerdem erhöht sich die Eigenkapitalquote. Durch eine optimierte Bilanzstruktur verschafft Factoring außerdem ein besseres Unternehmensrating und damit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenzbetrieben, die Factoring nicht anwenden. Indem Ausfallrisiken auf Debitorenseite vom Factor, wie vertraglich geregelt, übernommen werden, ergibt sich für die Unternehmen eine Sicherheit beim Schutz von Zahlungsausfällen. Das Debitorenmanagement wird entlastet, Factoring Kunden wird die Möglichkeit gewährt in hohem Maße Boni Möglichkeiten oder Rabatte nutzen zu können. Nicht zuletzt ergibt sich durch Factoring für Unternehmen auch die Möglichkeit der Erschließung von ausländischen Märkten.

Factoring ist nicht gleich Factoring

Unternehmen sollten im Voraus ausloten, welcher Art des Factoring zur Erreichung ihrer eigenen Ziele am günstigsten erscheint. Beim sogenannten Standard Factoring ist neben der umsatzkongruenten Finanzierung auch die vollständige Übernahme des Debitorenmanagements sowie eine vollständige Risikoabsicherung enthalten. Deshalb wird diese Variante des Factoring häufig auch als Fullservice-Factoring bezeichnet. Eine weitere häufig genutzte Factoring Art ist das sogenannte Bulk- oder Inhouse Factoring. Bei dieser Variante verbleibt treuhänderisch das vollständige Debitorenmanagement in der Hand des Factoring Kunden, also beim Unternehmen. Diese Art kommt besonders für solche Unternehmen infrage, welche bereits selbst über ein zuverlässiges Debitorenmanagement verfügen. Ebenfalls eine vollständige Risikoabsicherung sowie vollständige Entlastung beim Debitorenmanagement bietet das Fälligkeits-Factoring. Der Unterschied besteht aber darin, das auf eine sofortige Regulierung des Kaufpreises verzichtet wird.

Echtes und unechtes Factoring

Das Fälligkeits-Factoring erleichtert für ein Unternehmen die Finanzplanung, da unabhängig von den Zahlungen der Debitoren mit dem Factor bestimmte Zahlungstermine abgesprochen werden können. Daneben gibt es aber noch eine Reihe von weiteren Factoring Varianten, die als sogenanntes sonstiges Factoring nicht zu den eben genannten Standardvarianten gehören. Darunter fallen unter anderem ABS nahe Produkte, konzerninterne Umsätze oder solche aus nicht angekauften Forderungen sowie auch die Refinanzierung von anderen Factoringinstituten. Aufgrund der großen Variabilität des Factoring lässt sich also für nahezu jedes Unternehmen die richtige Variante herausfinden. Außerdem zeigen die Erfahrungen, dass Factoring Varianten auch im Nachhinein erfolgreich angepasst werden können, sollte sich im Laufe der Prozesse herausstellen, dass die ursprüngliche Wahl eines Factoring Modus nicht oder nicht ganz die richtige war. In der Bundesrepublik Deutschland wird nahezu ausnahmslos echtes Factoring praktiziert. Verfahren ohne Übernahme des Ausfallrisikos, wie sie vielfach international praktiziert werden, werden auch als unechtes Factoring bezeichnet.

Merken

veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.