In Zeiten niedriger Zinssätze für Tages- und Festgeldkonten stehen Aktien bei Privatanlegern hoch im Kurs, winkt der Aktienmarkt derzeit doch mit hohen Renditen in Form von Dividendenerträgen oder Kurssteigerungen. Dass sich das jedoch schon bald ändern könnte, sagen einige führende Wirtschaftsexperten voraus. Demnach soll sich das Investitionsverhalten der Anleger innerhalb der kommenden Jahre drastisch ändern – auch in Richtung Anleihen-ETFs.
Ein Hauptgrund hierfür dürfte die bevorstehende Anhebung des Leitzinses sein. Die US-amerikanische FED – die Zentralbank der USA – machte es in diesen Tagen vor und hob den Leitzins auf den US-Dollar zunächst um 0,25 Prozent an. Je höher der Leitzins, desto lukrativer scheint es für Unternehmen oder den Staat, in Form von Anleihen – oder engl. „Bonds“ – Kapital vom Privatanleger aufzunehmen und diesen dafür Zinsen zu zahlen, die so genannten Anleihe-Zinsen.
Demnach sind Anleihen für Anleger vor allem in Zeiten hoher Leitzinsen interessant. Da auch im Euroraum die Anhebung des Leitzinses innerhalb der kommenden Jahre unausweichlich scheint, dürften sich auch Anleger hierzulande an steigenden Anleihe-Zinsen erfreuen und könnten diese Anlageform bald wieder mehr ins Auge fassen. Das Thema Anleihen und speziell auch gebündelte Anleihen-ETFs als Kapitalanlage und wie Sie diese Bonds als Kapitalanlage für sich zunutze machen können, um passive Erträge zu erzielen, soll daher einmal innerhalb eines informativen Artikels verständlich für Sie erklärt werden.
Inhalt
Wie Anleihen und Anleihen-ETFs überhaupt funktionieren
Bei Anleihen handelt es sich um festverzinsliche Wertpapiere, auf die der Anleger einen entsprechenden Anleihezins als Renditeertrag erhält. Für die Anleihe wird in der Regel eine feste Laufzeit vereinbart – z. B. 2, 3 oder 5 Jahre sowie stellenweise auch bis über 50 Jahre. Die Anleihe kann vor deren Emittierung zum jeweiligen Stückelungsbetrag (also z. B. 1.000 Euro) gekauft und nach der Emittierung beliebig gehandelt werden. Der Anleihekurs wird demnach nicht als Nominalbetrag angeben, sondern in Prozent des Ausgangswerts.
Wird eine Anleihe beispielsweise für 1.000 Euro gekauft und sinkt der Anleihe-Kurs auf 95 Prozent, so kann diese für entsprechend 950 Euro verkauft werden. Unabhängig davon erhält der Anleger nach Verfall der Anleihe die vorher festgeschriebenen Anleihe-Zinsen. Der jeweilige Zinssatz wird im festgeschriebenen Intervall gezahlt – z.B. quartalsmäßig, jährlich oder nach Ablauf der Anleihe.
Anleihen-ETFs: Elektronisch gehandelte Fonds
Bei Anleihen-ETFs wiederum handelt es sich um elektronisch gehandelte Fonds, die sich auf die Investition in Anleihen (Industrie- oder Staatsanleihen) spezialisiert haben. Anleihen-ETFs können entweder ausschüttender Natur oder thesaurierend sein. Ausschüttende Anleihen-ETFs generieren dem Anleger passive Erträge durch die regelmäßigen Zinserträge der im Anleihen-Fond gebündelten Anleihen. Thesaurierende Anleihen ETFs behalten die Zinserträge hingegen ein und reinvestieren diese direkt wieder in den Zukauf weiterer Anleihen.
Anleihen an sich können entweder aus der Privatwirtschaft (also z. B. von Unternehmen) oder auch von öffentlicher Hand (also z. B. vom Staat) ausgegeben werden. Anleihen gelten als risikoärmer als Aktien. Wird etwa der entsprechende Emittent während der Dauer der Anleihen-Laufzeit insolvent, so haben Anleihe-Gläubiger stets Vorrang vor Aktienhaltern.
Wie Sie mit Anleihen ETFs passive Erträge generieren
Anleihen-ETFs bieten vor allem dem Kleinanleger eine hervorragende Möglichkeit, in ein breites Spektrum an Anleihen zu investieren, ohne dabei hohe Stückzinsen oder anderweitige Ordergebühren zahlen zu müssen. Anleihen-ETFs bündeln in der Regel einen großen Fundus verschiedener Anleihen wie z. B. Anleihen aus Industrie oder öffentlicher Hand.
Darüber hinaus hat der potenzielle Anleger mittels Anleihen-ETFs auch die Möglichkeit, in einen Anleihen-Markt zu investieren, der diesem nur schwer zugänglich ist. Beispielsweise ist es für ausländische Anleger eher schwer, in asiatischen Märkten oder prinzipiell in Schwellenländern zu investieren, da Anleihen hiervon meist mit hohen Gebühren behaftet sind.
Doch genau dort locken momentan die besten Anleihe-Zinsen. So bieten Staatsanleihen aus Brasilien oder anderweitige Bonds aus weiteren Schwellenländern derzeit rund 5 bis 6 Prozent Anleihe-Zinsen. Gemischt mit zuverlässigen Industrieanleihen aus dem europäischen und US-amerikanischen Raum erhält der potenzielle Anleger so ein diversifiziertes Anleihen-Portfolio. Dieses präsentiert sich insgesamt als risikoärmer, als in einzelne Anleihen zu investieren. Zum anderen wirft dieses auch regelmäßige, passive Erträge ab.
Ein bestehendes Aktienportfolio oder ein Aktien-ETF durch entsprechende Anleihen-ETFs zu ergänzen, birgt aber noch weitere Vorteile. So beschrieb schon Benjamin Graham, der Vater der Value-Investing-Theorie, dass Anleihen gerade in Zeiten von Aktien-Bärenmärkten oder prinzipiell wirtschaftlichen Rezessionen einen sicheren, doppelten Boden für das eigene Portfolio bilden, indem diese ausgleichend wirken. Denn sinken die Aktienkurse, steigen in der Regel die Anleihen und umgekehrt.
Ein gutsortiertes Investment-Portfolio sollte nicht zuletzt deswegen auch auf Anleihen – im Idealfall aber auf Anleihen-ETFs – setzen, um mögliche Rezessionen oder anderweitige Kurseinstürze bequem abfedern zu können. Gerade jetzt, in Zeiten des allmählich wieder steigenden Leitzinses, sollten Anleger daher unbedingt wieder mehr Anleihen kaufen.
Unser Fazit zum Investieren in Anleihen ETFs – wie am besten umsetzen?
Ähnlich wie Aktien-ETFs können Sie als Anleger Anleihen-ETFs über reguläre Broker-Plattformen kaufen. Der Kauf von Anleihen-ETF-Anteilen ist unter Umständen mit einem Aufgabeaufschlag behaftet. Dabei handelt es sich um die jeweilige Gebühr, die für den Kauf des Wertpapiers vom Broker einbehalten wird. Als Anleger von Anleihen-ETFs sparen Sie Sich jedoch das Bezahlen von Stückzinsen, welche nur beim Erwerb von einzelnen Anleihe-Anteilen entstehen.
Wie andere Wertpapiere oder ETFs auch, können Sie auch Anleihen-ETFs sowie auch einzelne Bonds per Sparplan besparen. Bei einem Anleihen-ETF-Sparplan kauft der Broker jeden Monat für einen bestimmten Betrag – der von Ihnen selbst festgelegt wird – automatisch neue Anleihen-Anteile, die im Fond gebündelt sind. Damit investieren Sie als Anleger zum einen regelmäßig und zum anderen kostengünstig in einen breiten Anleihen-Markt und sichern Ihr bestehendes Aktienportfolio so auch gleich noch bestmöglich vor einem potentiellen „Drawdown“ mit ab.
Weiterführende Informationen: Verschiedene Anlageformen in Zeiten niedriger Zinsen auf dem Prüfstand