Website-Icon Die Wirtschaftsnews

Inflationsangst: Deutsche flüchten ins Gold, Goldpreis steigt nicht

Gold Goldpreis Rohstoffe

Gold. (Foto: Africa Studio/shutterstock)

Die steigende Inflationsrate hat dafür gesorgt, dass sich die Goldkäufe privater Haushalte in Deutschland auf einem hohen Niveau bewegen. Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres haben die Menschen hierzulande über 90 Tonnen Gold gekauft. Dem Goldpreis verhilft das aber nicht zu einem Sprung.

Gold: Deutsche horten mehr als 9.000 Tonnen

Im Zeitraum zwischen Januar und Ende Juni 2020 haben die Deutschen sich laut einem Bericht des World Gold Council über 90 Tonnen Gold in Barren und Münzen zugelegt. Soviel wie seit 2009 nicht mehr in einem Halbjahr. Wir erinnern uns: Damals war die Finanzkrise vorherrschendes Thema bei Überlegungen zur Anlage von Geld.

Insgesamt betrachtet besitzen die Bürger hierzulande mittlerweile über 9.000 Tonnen Gold, die entweder zu Hause im Tresor oder in Bankschließfächern lagern. Damit ist der Goldbestand der Privathaushalte sogar knapp dreimal so groß wie der der Bundesbank.

Die Goldvorräte der Privatpersonen sind in den vergangenen gut 10 Jahren deutlich angestiegen. Im Jahr 2010 belief sich der Goldbesitz der Privathaushalte noch auf etwas mehr als 7.500 Tonnen, wie tagesschau.de schreibt.

Deutschland beim Goldkauf in Europa Spitzenreiter

Im europäischen Vergleich sind die Bundesbürger eindeutig Spitzenreiter, was den Bestand an Gold angeht. Fast 60 Prozent des innerhalb von Europa veräußerten Edelmetalls gehen auf das Konto der Bundesbürger.

Zwei weitere Länder aus dem deutschsprachigen Raum folgen auf den Plätzen, nämlich einerseits die Schweiz und andererseits Österreich. Weltweit betrachtet liegt Deutschland damit auf Platz zwei. Nur in China wurde im ersten Halbjahr dieses Jahres von den Bürgern mehr Gold erworben.

Inflationsangst als Hauptgrund für Flucht ins Gold

Der Hauptgrund für den Goldkauf ist insbesondere die Angst vor einer wachsende Inflation. Diese ist durchaus berechtigt, denn immerhin ist die Teuerungsrate im Juli auf ein Hoch von 3,8 Prozent gestiegen. Das gab es zuletzt vor knapp 30 Jahren.

Sicherlich ist insbesondere die Angst vor einer noch höheren Inflation bei den Bundesbürgern im Durchschnitt und im internationalen Vergleich besonders groß. Das ist wohl vor allem auf die vergangenen Währungsreformen und Hyperinflationen in der deutschen Geschichte zurückzuführen.

Allerdings, so zitiert tagesschau.de den Chefanlagestrategen von BlueBay Asset Management, Mark Dowding, sei Gold kein perfekter Schutz gegen Inflation. Profi-Investoren haben Gold zum Teil inzwischen wieder abgestoßen. Das Geld ist aus Gold-Indexprodukten (ETFs) wieder abgezogen worden.

Goldpreis nach Rekordhoch um 200 Dollar gefallen

Entsprechend ist der Goldpreis (Kursprognose) trotz der anziehenden Inflation und dem Run auf das Edelmetall seitens Privatkunden nicht mehr gestiegen. Seit dem Rekordhoch von 2.037 Dollar je Feinunze im Jahr 2020 (Stichwort: Coronakrise) ging es auf 1.800 Dollar bergab.

Wer allerdings in den vergangenen Jahren Gold gekauft hat, kann durchaus einen ordentlichen Gewinn erzielt haben. Eine Investition in Gold im Jahr 2009 etwa war noch für rund 1.000 Dollar je Feinunze möglich. Wer im vergangenen Jahr verkauft hat, konnte sein Geld verdoppeln.

Goldbarren und Tafelbarren sind übrigens die beliebteste Goldform bei den deutschen Käufern. Etwa die Hälfte der Neu-Goldbesitzer haben hier zugeschlagen. Ein weiteres Drittel setzt auf Goldmünzen.

Steuervorteile beim Handel mit Feingold

Dass Gold bei privaten Investoren so beliebt ist, hat weitere Gründe. Denn der Handel von Feingold unterliegt nicht der Mehrwertsteuer. Außerdem fällt beim Verkauf des Edelmetalls – ähnlich wie Kryptowährungen wie dem Bitcoin – nach einer Haltedauer von einem Jahr keine Steuer an.

Ein Nachteil im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Mittlerweile kann man Gold nur noch dann anonym und in bar kaufen, wenn das Volumen unter einem Wert von 2.000 Euro bleibt. Wer darüber hinaus kaufen will, muss sich ausweisen.

Mitarbeit: Jörn Brien

Die mobile Version verlassen