Schon einmal was von TronAdz gehört? Wer sich für Kryptowährungen interessiert, ist zuletzt auf Facebook, Youtube und Co. mit dieser angeblichen Gelddruckmaschine ganz sicher in Berührung gekommen. Das hat jetzt ein Ende: Denn TronAdz hat sich in Luft aufgelöst – und viele gutgläubige Investoren haben viel Geld verloren. Was es mit TronAdz auf sich hat und was damit (wahrscheinlich) passiert ist, lest ihr hier.
BitConnect, OneCoin oder PlusToken – die Welt der Kryptowährungen ist nicht arm an betrügerischen Systemen, mit denen Scammer versuchen, ihre Opfer um viel Geld zu betrügen. Allein der PlusToken-Scam soll ein Volumen von rund 4 Milliarden Dollar gehabt haben.
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Scam mit Krypto-Token – kein neues Geschäftsmodell?
Etwa 2 Millionen Menschen, vor allem in China, Japan und Südkorea waren davon betroffen. Die Initiatoren hatten Renditen zwischen 9 und 18 Prozent versprochen und viel Werbung, insbesondere auf der Plattform WeChat gemacht. Klingt zu gut, um wahr zu sein? Aber offenbar auch gut genug, um es doch auszuprobieren.
Letztlich handelte es sich dabei aber um eine Art Schneeballsystem (Ponzi). Investoren, die sich Geld auszahlen ließen, erhielten dabei nur dann Geld, wenn nachfolgende Investoren etwas eingezahlt hatten. Kein frisches Geld, keine Auszahlung. Das System PlusToken kollabierte entsprechend – mit negativen Folgen für die Investoren.
Aber auch die Scammer hatten kein Glück. Insgesamt wurden 15 Drahtzieher des PlusToken-Scams zu jeweils 2 bis 11 Jahren Gefängnis verurteilt. Sie bekamen zudem zusätzliche Geldstrafen von bis zu 1 Million Dollar aufgebrummt. Ob die Geprellten jemals etwas von ihren verlorenen Investitionen wiedersehen, ist allerdings fraglich.
Obwohl solche Krypto-Scams immer wieder hohe Wellen schlagen, finden sich – vor allem vor dem Hintergrund des neuen Bitcoin-Hypes – weiterhin Investoren, denen die Gier offenbar den natürlichen Menschenverstand vernebelt. Und die dann von Betrügern abgezockt werden. So geschehen gerade wieder mit TronAdz.
Was ist TronAdz und welche Rendite versprachen die Macher?
Wie in der Einleitung erwähnt, gab es hier in den vergangenen Wochen massig Werbung in den sozialen Medien. Das Versprechen: Geld in gewünschter Höhe in Form der Kryptowährung Tron (TRX) für 300 Tage zur Verfügung stellen – und dann pro Tag 1 Prozent kassieren.
„1% every 24 hours: Here you will earn %1 of your invested amount every day. For instance, if you invest $100, you will earn $1 daily.“ (TronAdz-Versprechen)
Insgesamt sollte mit dem TronAdz-System also ein Plus von 300 Prozent möglich sein – für jeden Investor. Wer neue Investoren wirbt, sollte zudem eine Belohnung dafür erhalten. Klingt viel zu gut um wahr zu sein? Ja, ist es auch. 1 Prozent Rendite pro Tag ist doch ein sehr unwahrscheinlicher Wert, wo Banken aktuell sogar Negativzinsen für Sparguthaben berechnen.
Warum trotzdem so viele Investoren auf TronAdz reingefallen sind? Ganz einfach: Die Macher haben ihrem Unterfangen einen möglichst seriös erscheinenden Anstrich gegeben. TronAdz gab sich als digitaler Werbepool aus. Werbetreibende sollten dort werben können und dafür noch belohnt werden.
RevShare-Modell: Scammer-Trick aus der Krypto-Urzeit
Den Trick, ein solches Schneeballsystem mit einem angeblichen Geschäftszweck zu verbinden, ist nicht neu. Die Idee dahinter: Den potenziellen Investoren lässt sich so einreden, dass die Mittel ja zur Not aus diesem Geschäft kommen könnten. Ein solches Geschäftsmodell fassen Experten unter dem Begriff RevShare zusammen.
Wie die Website Geldthemen.de berichtet, handelt es sich dabei um ein Modell, das vor allem in der Zeit zwischen 2014 und 2017 populär war. Es gewinnen dabei maximal die Macher und die ersten paar Prozent. Die überwiegende Mehrheit derjenigen, die in das System einzahlt, verliert ihr Geld zum Teil oder ganz.
TronAdz, das seinen Sitz angeblich in London hat, versprach derweil Sicherheit, weil man auf einen sogenannten Smart Contract auf der Tron-Blockchain setzte. Dieser sei zudem von der New Yorker Firma CyberCrime Shield bestätigt. So weit, so sicher? Von wegen!
Noch perfider erscheint, dass das Unternehmen Werbung für sein System auf n-tv.de und focus.de machte. Auf den ersten Blick sah es so aus, als ob es sich dabei um einen echten Bericht eines seriösen Mediums handelte. Entsprechend wurden die Links immer wieder auch von Nutzern auf Facebook und Co. herangezogen, wenn kritische Nachfragen kamen. Nur wer genauer hinschaute, sah, dass die Bericht eigentlich bezahlte Werbung waren.
Kann man sich bei TronAdz noch Geld auszahlen lassen?
Bei TronAdz fiel das Kartenhaus letztlich überraschend schnell zusammen, wie aus Kommentaren im Blocktrainer-Forum hervorgeht. Demnach war Anfang April innerhalb weniger Tage das gesamte Geld abgezogen. Wer nicht schnell genug handelte, dessen Einlagen waren futsch. Aktuell lässt sich kein Geld mehr auszahlen. Höchstwahrscheinlich dürfte das auch in Zukunft nicht mehr möglich sein.
Die TronAdz-Macher ließen eine Meldung zirkulieren, laut der es sich bei dem Geldschwund um einen bedauerlichen Fehler, ja einen Hack handele. Man arbeite daran, die Sicherheitslücke, über die sich angebliche Großinvestoren das viele Geld haben auszahlen lassen, zu finden. Schon jetzt überlege man, wie das Projekt neu finanziert werden könne.
Geldthemen.de warnt entsprechend schon vor einem TronAdz 2.0. Möglich, so der Tenor, dass man die Investoren schon auf eine weitere Scam-Methode vorbereite. Auch das habe es in der Vergangenheit durchaus schon gegeben. Noch ist nicht ganz klar, wer sich das Geld genommen hat. Möglich sei etwa auch, dass die Macher vergessen haben, die Mittel zu locken, also festzusetzen. Als das System ins Rutschen kam, könnten dann viele Nutzer schnell soviel wie möglich an Geldern aus dem System genommen haben.
Geld verloren mit TronAdz-Scam – Was können Betroffene tun?
Das ändert aber nichts daran, dass die meisten TronAdz-Teilnehmer ihr Geld nicht so einfach wiedersehen werden. Was als machen, wenn man von dem Verlust seiner Einlagen betroffen ist? Ganz klar: Strafanzeige erstatten. Dabei sollten sowohl die Macher als auch die sogenannten Sponsoren, also jene, die einen zu dem System eingeladen haben, im Fokus stehen. Vielleicht kann man so einen Teil des Geldes zurückbekommen.
Wieviel Geld letztlich verlorengegangen ist, dürfte sich erst in den kommenden Wochen und Monaten zeigen, wenn das Ganze juristisch aufgearbeitet wird – wenn es dazu kommt. Vielleicht stellt sich ja das Ganze auch wirklich als ein Fehler heraus, den die Macher beheben können. Die Chance dafür ist aber meiner Meinung nach verschwindend gering. Es bleibt dabei: Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist meist auch nicht wahr!
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